204 John Fowler.
Weise, mit den Leuten umzugehen, war wundervoll. Er hatte besser als
die meiſten anderen die Fähigkeit, einen Fehler durch ein gegenteiliges
Schema deutlich zu machen, und wandte dieſe Methode auch auf die
Zeichnungen und Entwürfe seiner eigenen Assistenten an, die ihm zur
Gutheißung vorgelegt wurden.“
Ganz besonders erſtaunlich war die Fähigkeit bei ihm, sich neuen Ein-
drücken gegenüber ein Urteil zu bilden. Er ſelbſt pflegte von sich zu sagen,
daß er eine Sache entweder sofort oder überhaupt nie verſtehe. Er war
der geborene Vorgesſette. Bei dem frühen Arbeiten in selbständigen, ver-
antwortlichen Stellungen und seinen unausges etßten Erfolgen hatte ſich ein
geſundes und durchaus berechtigtes Selbstvertrauen herausgebildet, das ihn
veranlaßte, in allen seinen Geschäften nach Möglichkeit stets die oberste
Instanz mit uneingeschränkter diktatoriſcher Gewalt zu sein. Dabei bewahrte
ihn aber sein guter Humor und sein glückliches Temperament vor Schroff-
heiten und befähigte ihn, Gegensätze auszugleichen und ſich wohl auch selbst
in weniger bedeutungsvollen Dingen anderen Wünſchen anzupassen. Aller
ſeiner Diktatormacht ungeachtet, verfolgte er auch das sehr anerkennens-
werte Prinzip, ſeinen nächsten Gehilfen, die er ſich mit äußerster Sorgfalt
ausſuchte, eine möglichst selbständige Stellung und weitgehende Freiheit
im Handeln zu gewähren. Dabei war er gerecht gegen fremde Verdienste
und ſuchte ſich nie auf Koſten anderer besser zu machen, als er ſselbſt war;
es iſt dies vielleicht stets das sicherste und ſchönste Zeichen für den wahrhaft
verdienstvollen und seines Wertes ſich bewußten Mann! Im Zusammenhang
damit wurde ihm das ehrenvolle Zeugnis ausgestellt, daß man ihn niemals
habe von anderen ſchlecht ſprechen hören. Dafür, daß er stets nur die Sache
und ihre Förderung im Auge hatte, ist auch die Tatsache bezeichnend, daß
er in ſeinen Briefen kaum jemals von ſich ſelbſt und seinen Werken und
Plänen ſpricht; er hatte einen ehrlichen Abscheu gegen die Wichtigtuer, die
ſtets nur von ſich reden und ſich selber beweihräuchern. Andererseits ging
er in ſeinen Briefen mit Vorliebe auf Dinge ein, die den Adressaten inter-
eſſieren mußten. „Jn seinen Briefen an seinen Vater,“ sagt ſein Biograph
Henry Mackay, „besonders in den ſpäteren Jahren, als seine Berufspflichten
ihn in die verſchiedensten Teile der Erde führten, nach Spanien, Ägypten
und Indien, handelt sein auf Familiendinge bezügliches Plaudern nicht von
Brücken und Eiſenbahnen und Wass erkräften, ſondern von Vieh und Pferden
und Landwirtschaft“.
Das Jahr 1850 stellte einen wichtigen Abschnitt in Fowlers Leben dar.
Es brachte ihm nicht nur seine Anstellung bei der „Great Western Railway“,