Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

   
John Fowler. 3207 
mindestens einmal nach Irland reiſen, wo er beratender Ingenieur der 
Great Northern and Western Railway geworden war. Als 1867 die eng- 
liſche Regierung den iriſchen Eiſenbahnen ihr Augenmerk zuwandte, war 
Fowler auch in ihrem Auftrag mehrere Jahre lang mit allerhand Aufgaben 
in Irland vorübergehend beschäftigt. – Neben der Tätigkeit für zahlreiche 
Eiſenbahnen kam auch der Brückenbau nicht zu kurz: außer zwei kleineren 
Eiſenbahnbrücken über den Severn begann er 1857 die ersſte Eiſenbahn- 
brücke Londons über die Themſe zu bauen, die 1860 vollendet wurde. ~ 
Eine Aufzählung der zahlloſen kleineren Arbeiten und Bauten Fowlers 
würde viel zu weit führen; es sei daher außer dem Gesagten nur kurz er- 
wähnt, daß er auch sein ältestes Arbeitsgebiet als Ingenieur, den Wasser- 
bau, mit Vorliebe weiter pflegte. So war er seit 1856 mit einer ſeit Jahr- 
hunderten von engliſchen Ingenieuren bearbeiteten Aufgabe beschäftigt, an 
der zuletzt noch der große Robert Stephenson seine Kräfte verſucht hatte: 
mit der Austrocknung der Sümpfe des Nene-Tales in der Umgebung der 
Stadt Wisbech. Außer manchen ähnlichen Arbeiten, z. B. Uferbauten, 
Dockanlagen uſw., widmete er ſich aber nach wie vor zumeiſt Aufgaben 
des Eiſenbahn- und Brückenbaus. Unter diesen ragt an Bedeutung die 
Schaffung der unterirdiſchen Londoner Stadtbahn hervor. Seit 1853 be- 
gann er ſich mit dieser ungemein ſchwierigen Aufgabe zu beſchäftigen, und 
nach langwierigen eifrigen Debatten des Parlaments wie der Ingenieur- 
welt konnte im März 1860 mit den Arbeiten begonnen werden. An der 
steten Erweiterung des Londoner Stadtbahnnetzes hat Fowler zeitlebens 
hervorragenden Anteil gehabt. Von den rund 22 km, die um die Jahr- 
hundertwende im Londoner Stadtbahnnet, vorhanden waren, gingen nicht 
weniger als 18 km auf John Fowlers Urheberschaft zurück. 
London leidet, ebenſo wie z. B. die deutſche Reichshauptstadt, daran, 
daß seine Bahnhöfe in den erſten Jahrzehnten der Entstehung der Eiſen- 
bahnen, als man die Wichtigkeit eines ununterbrochenen Eiſenbahnnetzes 
noch nicht entfernt zu ahnen vermochte, an sehr verſchiedenen Punkten der 
Stadt, vielfach weit draußen an der Peripherie, angelegt wurden. Der 
mangelnde Zuſammenhang zwischen den einzelnen Bahnhöfen erwies ſJich 
ſpäterhin, als es zu durchgreifender Abhilfe zu spät war, als arger Übel- 
stand. Um dieſem nun wenigstens teilweiſe zu steuern, und natürlich auch 
aus dem allgemeinen Verkehrsbedürfnis heraus, wurde nun die Londoner 
Stadtbahn geschaffen, die eine raſche Verbindung entlegener Stadtteile, 
vor allem der verſchiedenen Bahnhöfe, untereinander ermöglicht, und die, 
einerseits um die Straßen zu entlasten, andererseits um den Lärm und die 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.