220 John Fowler.
Erbauer des neuesten techniſchen Weltwunders. U. a. wurde Sir John von
der Universität Edinburgh zum Ehrendoktor ernannt, und das ,.Institut de
France’ erwies Fowler und Baker, obwohl sie Ausländer waren, die ganz
ungewöhnliche Ehre der Zuerkennung des Prix Poncelet, den bis dahin
erſt ein einziger Engländer erhalten hatte, der große Phyſiker Lord Kelvin.
Sir John Fowler stand im 73. Lebensjahr, als seine größte Tat voll-
bracht war. Jn der Folgezeit hat er nur noch einige wenige kleinere Werke
geſchaffen, als lettes die Brücke über den Findhorn-River zwischen Aviemore
und Inverneß. Es war nicht Hinfälligkeit, die ihn in den lezten neun Jahren
seines ruhmreichen Lebens von neuen großen Unternehmungen abhielt, denn
er war bis in sein achtzigstes Lebensjahr kaum jemals, bis in ſein ſechzigstes
überhaupt nicht seit seiner Kindheit krank gewesen; es war auch nicht ein-
mal das natürliche Ruhebedürfnis des Alters, das ihn danach trachten ließ,
seinen Lebensabend sorglos zu genießen, denn er betätigte ſich nach wie
vor auf gar mannigfachen Gebieten und gab Proben seines noch immer
höchſt regen Geisteslebens. Sondern die Veranlassung zu seiner Zurück-
haltung in den neunziger Jahren war zumeist in der Überzeugung zu ſuchen,
daß seine stolzeſte Leiſtung, die erhabene Krönung seines Lebenswerkes,
zweckmäßig auch den Abschluß seines Wirkens darstellen müſſe. Somit ver-
mied er es glücklich, in den Fehler zu verfallen, sich selbst zu überleben, den
Fehler, den in gleich hohem Alter ein Leſſeps beging, als er ſich vermaß,
ein neues Riesſenwerk in Angriff zu nehmen, das eine jugendliche, in der
Vollkraft der Jahre stehende Person als Leiter verlangte.
Wie wenig Sir John Fowler Veranlassung hatte, aus Gesundheits-
rückſichten seine Tätigkeit aufzugeben, geht am besten daraus hervor, daß er
auch in diesem vorgerückten Alter um ſechs Uhr aufzustehen, sich ſ elbſt seinen
Tee zu bereiten und von 729 Uhr seine Korreſpondenz zu erledigen pflegte.
Auf seine Geſundheitspflege war er ſtets eifrig bedacht, und als echter
Engländer suchte er das beste Mittel zur Hebung der Gesundheit in Spiel
und Sport. In seiner Jugend war er, wie erwähnt, ein eifriger Kricket-
ſpieler gewesen, noch im reifen Mannesalter ein ſchneidiger Reiter, der,
wenn er in London weilte, kaum je verabſäumte, morgens einen Spazier-
ritt zu machen, und bis in sein hohes Alter hinein bot ihm der Segelsport
eine angenehme und oft geſuchte Erholung. Besaß er doch nicht weniger als
drei Jachten, und noch in den lekten Jahren seines Lebens machte er auf dem
Loch Broom, dem schönen See bei seiner ſchottiſchen Beſitzung Braemore,
von der wir noch hören werden, gern größere Segelpartien mit guten
Freunden, wobei man oft ein Picknick auf dem Wasser zu veranstalten pflegte.