Nikolaus Riggenbach,
der Vater der Bergbahnen (1817 - 1899).
Wenn vor einem halben oder einem ganzen Jahrhundert jemand die
Behauptung aufgestellt hätte, es würde dereinſt möglich sein, auf die höchsten
Berge der Alpen, auf die Jungfrau, den Montblanc oder irgendwelche
anderen Rieſen des europäiſchen Hochgebirges ganz bequem, ohne An-
ſtrengung, ohne Gefahr, meinetwegen sogar schlafend hinaufzufahren, so
würde eine solche Äußerung zweifellos entweder als ganz netter Wit mit
entsprechender Heiterkeit oder aber als törichte Phantasterei eines armen
Verrückten mit verächtlichem Achſelzucken begrüßt worden sein. Und
dennoch: wie lange wird es noch dauern, bis man tatſächlich ohne die
geringste körperliche Anstrengung, auf bequemem Pollterſiß behaglich ruhend,
auf die höchſten und schönsten Berge unserer Alpenwelt hinauffahren kann,
hinauf „zu dem Eispalaſt des Schreckhorns oder höher, wo die Jungfrau seit
Ewigkeit verſchleiert ſißt‘“? Schon führt uns die Eiſenbahn auf zahlreiche
kleinere Berge sicher und nach feſtem Fahrplan hinauf, auf den lieblichen
Rigi, den trotzigen Pilatus, den wundervollen Gornergrat und manchen
ähnlichen berühmten Gipfel, ſchon klettert ſie, an Eiger und Mönch vorbei,
auf die Jungfrau bis in eine Höhe von 3600 m hinauf und wird in wenigen
Jahren den Gipfel erreichen. Noch ungleich größere Meereshöhen werden
in Amerika, insbeſondere in den gewaltigen Anden Südamerikas, ſiegreich
vom Dampfroß bezwungen, das dort bereits an versſchiedenen Stellen
seinen Pfiff etwa in Montblanc-Höhe ertönen läßt.
Welche Macht war es, die der Menſch anwandte, um die Bergriesen
in eiſerne Schienenfeſſeln zu ſchlagen, was befähigt ihn, ſolche Hindernisse
ſpielend zu überwältigen, als führe er im Wagen auf ebener Landſtraße
daher? – Sehen wir uns das Leben des Mannes einmal näher an, der
zuerst eine Methode angab, die Eiſenbahnen ſchon auf kurze Entfernungen
in sehr bedeutende Höhen hinaufzuführen.
Nikolaus Riggenbach hieß dieser Mann, der ſich beſcheiden in seiner
Selbstbiographie nur einen „alten Mechaniker" nennt („Aus dem Leben