Nikolaus Riggenbach.
bei dieser Gelegenheit in Braga, einem Ort im nördlichen Portugal, wo
man kurz zuvor eine Zahnradbahn nach dem hochgelegenen Wallfahrtsort
Bom Jeſus mit beſonders starker Steigung (52%) nach ſeinen Entwürfen
fertiggestellt hatte, wie ein Fürst empfangen, mit Kanonendonner, Militär-
muſik, Glockenläuten, einer feierlichen Prozeſſion der Behörden und der
Geistlichkeit uſw. Er hatte von allen diesen Empfangsvorbereitungen
keine Ahnung gehabt, bis er beim Verlassen seines Zuges auf seine ver-
wunderte Frage, was für eine festliche Angelegenheit denn im Orte gefeiert
werden solle, erfuhr, man erwarte heut den Erbauer der Zahnradbahn
nach Bom Jeſus. Nach einem Beſuch von Liſſabon, das ihm vortrefflich
gefiel, und Madrid, dessen Unreinlichkeit ihn aber nach wenig Tagen zu
einer beſchleunigten Abreise veranlaßte, kehrte er über Toulouse und Lyon
nach Olten zurück.
Eine andere Reiſe führte Riggenbach 1884 nach Wien, Budapest und
Salzburg. Als er von dieser heimkehrte, ereilte ihn auf einer Erholungsfahrt
nach Baden im Aargau am 19. Oktober ein Telegramm, worin er aufge-
fordert wurde, zwecks Rückſprache über eine in Algerien zu bauende Bergbahn
ſofort nach Olten zurückzukehren. Da die Verhandlungen, die anfangs durch
einige Zwiſchenfälle verzögert wurden, ein Resultat zu verſprechen schienen,
reiſte Riggenbach zu Anfang 1885 persönlich über Marseille nach Algier
und machte nunmehr auch mit dem vierten Erdteil Bekanntschaft. Auf der
Rückreiſe, die im April angetreten wurde, hielten ihn in Marseille und in
Lyon andere lokale Bergbahnprojekte noch einige Zeit auf, und bei dieser
Gelegenheit war es auch, wo er in Lyon, wie oben berichtet, noch einmal
ſeinen ehemaligen Meister Gasquel aufsuchte, bei dem er vor 50 Jahren
gearbeitet hatte. Die Freude des Wiederſehens nach einem halben Jahr-
hundert war auf beiden Seiten ungemein groß.
Auch in der Folge wurde Riggenbach noch durch manche andere, teils
aus Berufsnotwendigkeit, teils zur Erholung unternommene Reisen in die
Ferne geführt. 1886 beſuchte er z. B. Rom, Neapel und Monaco. Am
wohlsten aber fühlte er ſich daheim, wenn er es auch liebte, seine alten Reiſe-
erinnerungen immer wieder aufzufrischen und von seinen Fahrten im Atlan-
tiſchen, Stillen und Indischen Ozean, im Karaibiſchen und Bengaliſchen Meer-
buſen, im Mittelmeer und Roten Meer zu erzählen. Er war ein Freund des
Humors und fand ein Wohlgefallen daran, Kranke und Betrübte aufzurichten
und mit seinem eignen prächtigen Humor wieder frohgemut zu machen. -
Er erfreute ſich bis ins hohe Alter großer geistiger und körperlicher
Rüſtigkeit und erlebte lange Zeit Freude an seinem Sohn, der ein hervor-