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Weser. Zugleich aber hatte er auch ſchon die Pflichten eines stellvertretenden
Direktors der Baugewerkschule in Siegen wahrzunehmen. Somit kam er
zuerſt mit dem Westen Deutschlands in Berührung, in dem ſich der größte
Teil seines Lebens abspielen sollte, und insbesondere mit der preußischen
Provinz Westfalen, der sein ſpäteres Wirken so unermeßliche Segnungen
gebracht hat. Lange freilich dauerte seine Tätigkeit in diesen Landes-
teilen zunächſt noch nicht. Jm Frühjahr 1867 erhielt er einen Ruf nach
Hamburg und war hier drei Jahre lang als entwerfender und bauleitender
Ingenieur im Waſſer-, Straßen- und Brückenbau tätig. Schon um diese
Zeit wandte ſich seine besondere Neigung dem Wasserbauwesen zu, in dem
er zum Geſstirn allererſter Größe zu werden berufen war.
Jm Jahre 1870 erhielt ſein berufliches Leben die entscheidende Rich-
tung, und es wurde ihm dasjenige Arbeitsfeld eröffnet, das er bis zu seinem
Tode nicht mehr verlassen sollte: die Wirksamkeit als Hochschullehrer. Der
preußiſche Staat ging nämlich in jener Zeit damit um, für das Rheinland
und Westfalen eine neue, eigene Polytechniſche Schule zu schaffen, und
zwar in Aachen. Mit der Einrichtung der neuen Hochſchule und ihrer
Leitung nach erfolgter Eröffnung wurde der Ingenieur Auguſt von Kaven
betraut, der vorher bei der Eiſenbahndirektion in Hannover tätig gewesen
war und an der Techniſchen Hochſchule daſelbſt Vorlesungen über Eisenbahn-,
Straßen- und Brückenbau gehalten hatte. In dieser Eigenschaft war er
einer der Lehrer Intzes geworden und hatte deſſen hervorragende Fähig-
keiten kennen und schätzen gelernt. Als er nun 1869 die Direktion des
im Entstehen begriffenen Aachener Polytechnikums erhalten hatte und ſich
nach geeigneten Dozenten umsah, erinnerte er ſich seines früheren Schülers
und berief ihn als Lehrer für Baukonstruktionen und Wasserbau. Intze
folgte dem ehrenvollen Ruf nach Aachen und wurde schon im folgenden
Jahre, im Alter von erst 28 Jahren, zum Profesſor ernannt. Aachen blieb
fortan ſein Wohnort, und er hat 34 Jahre lang, bis zum Tode, das ihm
im Jahre 1870 übertragene Amt beibehalten.
In den ersten Jahren seines Wirkens an der rheinischen Hochschule
trat der Wasserbau in seiner ſchöpferiſchen Tätigkeit, die er neben ſseiner
Dozentur fortgesetzt pflegte, mehr in den Hintergrund. Induſtrielle Hoch-
bauten, Eisſenkonstruktionen, Errichtung von Fabrikgebäuden waren es
vielmehr, die ihn bis auf weiteres zumeist in Anspruch nahmen. Nach seinen
Angaben, Berechnungen und Entwürfen wurden Fabriken u. a. in Aachen,
in Eſſen, in Hamburg, in Stolberg, Sterkrade und Übigau errichtet, ebenso
in verschiedenen Orten des Auslandes, z. B. in Moskau, Malmö, in