Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

   
  
  
  
  
  
260 Otto Inte. 
dieses Buches, in den Biographien von Eads, Ericsson und Beſſemer 
betont wurde), wollte den 590 qkm großen Bodensee durch eine Regulie- 
rung seines Abfluſſes zum rieſigſten Staubecken ganz Europas machen. 
Der Gedanke iſt in der Folge noch mehrfach aufgetaucht und wird auch 
gegenwärtig noch oftmals eifrigſt erwogen; doch ist er bisher nicht verwirk- 
licht worden. 
Erst in den achtziger Jahren beginnt die neue Talſperrenbewegung auch 
in Deutſchland langſam festen Fuß zu faſſen. Als ältestes Bauwerk dieser 
Art entstand in den Jahren 1883 bis 1887 ein Staubecken im Tal der Doller 
bei Alfeld in den Vogesen, das nach H. Fechts Angaben hergestellt und 
im Jahre 1888 dem Betrieb übergeben wurde. Doch dieser einmalige 
Verſuch hätte wohl in andren deutſchen Ländern, insbesondere in Nord- 
deutschland, noch lange keine Nachahmung gefunden, wenn nicht eben 
Otto Inte, in voller Erkenntnis der ungeheuren Tragweite der Frage 
für Volkswohlfahrt und Induſtrie, ſich mit der ganzen Wucht seiner Autorität 
der Angelegenheit angenommen und die Anlage von Talsperren durch- 
geſett hätte. Es war hier nur ein kräftiger Anstoß nötig, um die Bewegung 
„alsdann lawinengleich weiter und weiter anschwellen und um ſich greifen 
zu laſsen, denn die außerordentlich großen Vorzüge der Talſperren für 
die betreffende Gegend mußten sogleich ſo in die Augen springen, daß 
der erſten Anlage ganz von selbst weitere in raſch wachſender Zahl folgen 
mußten. 
Jm Eſchbachtal bei Remſcheid im Bezirk Düsseldorf entstand die erste 
Talſperre Norddeutschlands, die erste, die Intzes Anregung ins Leben 
rief. Am 4. Mai 1889 wurde mit ihrem Bau begonnen, im November 1891 
war sie fertiggeſtell. Die Sperre von Remſcheid (Abbildung umſstehend), 
die älteſte Sperre Norddeutschlands, gehört zu den kleineren ihrer Art: 
das Staubecken hat nur wenig mehr als 1 Million Kubikmeter Faſſungs- 
vermögen, die Sperrmauer, welche den künstlich geſchaffenen See ab- 
ſchließt, iſt 160 m lang und erhebt ſich 25 m über die Talſohle. Die Kosten 
der Anlage betrugen 536 000 Mark. 
Inmr Rheinland und in Westfalen, alſo im eigentlichſten Wirkungsgebiet 
Intes, ſind im Anſchluß an die Remſcheider Sperre raſch zahlreiche weitere 
Staubecken geſchaffen worden. Die dortige Gegend ist für derartige Werke 
der Ingenieurkunst ganz besonders gut geeignet; das Land ist großenteils 
bergig und birgt bekanntlich viele der Hauptinduſstriebezirke Deutſchlands, ſo 
daß die doppelte Wirkung der Talſperren, der Schutz vor Überschwemmungen 
und die Ausnützung der Wasserkraft zu industriellen Zwecken, dort besonders 
     
    
  
   
    
     
    
     
    
    
  
    
  
   
    
   
	        
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