Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

; II 
  
  
  
  
  
  
  
  
   
27.4 Max von Cyth. 
das stärker war als er. Wie Max Eyth später ſelbſt erzählte, glaubte der 
Vater „zu wissen, was mit mir anzufangen sei, ließ die alten Zügel am Boden 
ſchleifen und dem jungen Füllen seinen Lauf." Er hat es nie bereut, der 
Neigung des Sohnes nachgegeben zu haben, desſſen Werden und Wachsen 
er noch lange Zeit mit berechtigtem Stolze verfolgen konnte. 
Im Jahre 1852 trat Max Eyth aus dem theologiſchen Seminar aus, 
bereitete ſich auf der Realſchule in Heilbronn für eine praktische Laufbahn 
vor und bezog alsdann die „Polytechniſche Schule“ in Stuttgart, die heutige 
Techniſche Hochſchule, um vier Jahre lang die Wissen- 
ſchaft des Maſchinenbaues theoretiſch zu studieren. 
Am meisten wurde sein Können dabei durch den 
Mathematikprofeſſor Gugler gefördert. Daß er in dieser 
Zeit die Freuden des Studentenlebens mit vollen 
Zügen auskostete, war bei einer Frohnatur, wie Max 
Eyth es war, ſelbstverſtändlich; dennoch litt seine 
wiſsenſchaftliche Ausbildung so wenig darunter, daß 
) der junge Student nicht weniger als drei erste Preiſe 
R M für Löſung techniſcher Preisaufgaben errang. Im 
 dqahre 1856, im Alter von 20 Jahren, ſchloß er seine 
Studentenzeit ab, um nun die Wissenschaft des Ma- 
ſchinenbaues auch von der praktiſchen Seite her zu 
betreiben. Im November 1856 begann nun für ihn 
eine ſchlimme Zeit. Die harte Arbeit in der Praxis 
nach der Studentenzeit, die auch heute noch den jungen 
Ingenieuren und Technikern sauer genug fällt, bildete 
damals einen noch weit schärferen Kontrast, als gegenwärtig, und auch Eyth 
gestand später offen ein, daß die Tätigkeit hinter dem Schraubstock ihm zunächst 
nichts weniger als erfreulich war, zumal da die Eiſengießerei und Maſchinen- 
fabrik der Gebrüder Göbel in Heilbronn, in die er eintrat, techniſch ganz und 
gar nicht auf der Höhe der Zeit geſtanden zu haben scheint. Zunächst in 
Heilbronn, dann, seit Anfang 1857, in der G. Kuhnſchen Maſchinenfabrik 
in Stuttgart-Berg war Eyth ein Jahr lang an Schraubstock und Drehbant, 
alsdann drei Jahre lang als Zeichner, Monteur und Studienreiſender tätig. 
In dieser Zeit entstanden bereits mehrere dichterische Produkte, denn das 
Reich der Poeſie mußte ihn über manche nicht sehr behagliche Stunde des 
rauhen Alltagslebens hinwegtrösſten. So entstanden damals seine „Lieder 
am Schraubſtock“, in denen er den ſeltenen und eigenartigen Versuch machte, 
die techniſche Wirklichkeit mit dem Auge des Dichters anzuſchauen, und 
  
Silhouette Max Eyths 
aus seiner Studienzeit. 
       
    
   
     
    
    
   
     
  
    
    
    
    
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.