Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

   
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Max von Eyth. 277 
weitere Drehen hatte keine weiteren Folgen, als daß der ganze Fabrikhof nach 
Gas roch. 
„Am folgenden Morgen aber bekam ich die Weiſung, unverzüglich nach 
Paris abzureiſen und die dortigen Maschinen, wenn irgend möglich, in 
Augenschein zu nehmen. So jung ich war in den Schlichen dieser Welt: 
ich verſtand meinen Herrn." 
Mit andren Worten: Eyth sollte versuchen, dem Belgier ſein Geheimnis 
abzugucken und es dann ſeiner Firma zu verraten. Dieſe Aufgabe sagte 
seinem offenen, ehrlichen Charakter grundwenig zu, aber er bemühte ſich 
dennoch, seinen Chef nach Möglichkeit zufriedenzustellen. Darüber, wie es 
ihm in Paris erging, und wie er seinen Auftrag erfüllte, hat Eyth in einem 
Pariſer Brief vom 12. September 1860 ſich folgendermaßen geäußert: 
„In der Rue Rousselet, in einem abgelegenen Viertel auf dem jenseitigen 
Seineufer, stand der Gegenstand meiner Sehnſucht und meiner Furcht, 
die neuerfundene Lenoirſche Gasmaſchine. Als ich endlich das Haus fand, 
hieß es: die Maschine ſei nur von 3~6 Uhr zu sehen. Alſo hatte ich abermals 
Zeit zu vergeuden. . . Die Maſchine war von einer Masse Neugieriger um- 
ringt, arbeitete ſcheinbar anstandslos. Allerdings wurde auch, wie man 
ſehen konnte, keine wesentliche Kraftleiſtung von ihr verlangt. Auch ſah ich 
nach kurzer Beobachtung, wo der Fehler lag, der in Berg zu einem vor- 
läufigen Mißerfolg geführt hatte. Um es kurz zu machen, ich habe den Zweck 
meines Aufenthalts mehr als genügend erreicht, habe mit den nicht immer 
ganz ritterlichen Waffen unserer Zeit eine Schlacht gewonnen und trage 
die Maſchine im Kopfe davon. Sie iſt, wenn man will, glücklich gestohlen!. ." 
Er kehrte alſo aus Paris heim in dem Glauben, das Geheimnis gelöst 
zu haben, doch mußte er ſich bald überzeugen, daß er sich irrte. Er erzählt 
darüber: 
„Wie gewonnen, ſo zerronnen. Die Spionenfahrt nach Paris führte 
zu nichts Gutem. ~ Das Triumphgefühl, mit dem ich die Stadt des Lichtes 
und des Gases verlaſſen hatte, veranlaßte allerdings den Bau einer zweiten 
Maſchine, die ſich ähnlich wie die Lenoirſche betrug. Das ganze, heut glänzend 
gelöste Problem lag jedoch noch zu ſehr in den Windeln, um auf dieſem Wege 
zum Ziele gelangen zu können, und erst später lernte ich als eine unumstöß- 
liche Wahrheit erkennen, daß man Erfindungen nicht macht, indem man 
um die Bude anderer herumſchleicht." 
Die Pariſer Reiſe Max Eyths, die in den Spätſommer 1860 fiel, 
hatte alſo das gewünschte Ergebnis, zum Bau einer brauchbaren Gas- 
maschine zu gelangen, für ihn selbst wie für ſeine Firma nicht gehabt. Aber 
       
     
     
    
   
    
     
   
     
     
    
    
    
    
  
   
    
   
     
	        
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