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William Siemens.
In seinen letten Lebensjahren beschäftigte ſich William Siemens,
der ſich von den eigentlichen Berufsgeschäſsten schließlich faſt ganz frei
gemacht hatte, am liebſten mit wissenſchaftlich-techniſchen Fragen, aus
deren Löſung der Allgemeinheit unabſehbarer Nuten erwachſen mußte.
So nahm ihn die Aufgabe in Anſpruch, die elektriſche Energie für Be-
leuchtungszwecke nußbar zu machen, die damals erst in den erſten Stadien
der Entwicklung begriffen war und durch William Siemens in London ge-
wiſſermaßen populär gemacht wurde, nachdem von ihm am 27. Mai 1879
auf einem in den Gartenanlagen der „Horticultural Society“ abgehaltenen
Fest zum erstenmal elektrische Lampen zur Beleuchtung der in den Gewächs-
häuſern untergebrachten Pflanzen und Bäume benutzt worden waren. Auch
gab er ſich mit einer Untersuchung des Problems ab, die Elektrizität für
das Schmelzen sehr ſchwer ſchmelzbarer Substanzen, für Heizzwecke uſw.
nutzbar zu machen. Noch andere Fragen der Verwendung der Elektrizität,
die erſt in den beiden lezten Jahrzehnten in befriedigender Weiſe gelöſt
worden ſind, beſchäſtigten ſchon um 1880 William Siemens’ raſtloſen Geiſt:
ſo die Benutzung elektriſcher Ströme für landwirtſchaftliche Zwecke, zur
Förderung des Pflanzenwachstums, die Ausnutzung der lebendigen
Kraft von Wasserfällen für industrielle Bedürfniſſe uſw. Ferner erſann er
neue Methoden zur Festſtellung der Stärke des elektriſchen Stromes, ein
Thermometer zur Mesſſung der herrſchenden Hitzegrade im Schmelzofen
und an andren Stellen, wo außerordentlich hohe Temperaturen erzeugt
werden, Apparate zur einfachen Bestimmung der Meerestiefen und zur
Meſſung der bis auf den Meeresboden dringenden Lichtmenge, eine geist-
volle Theorie über die Erhaltung der Sonnenenergie uſw. Für Londoner
Verhältniſse von ganz besonderer Bedeutung waren seine Bemühungen,
gegen die fürchterliche Rauch- und Nebelplage vorzugehen, von der die
englische Metropole in den Wintermonaten mehr als irgend ein anderer
Ort der Erde zu leiden hat. Die ungeheuren Rauchmengen, die aus den
Millionen Schloten der größten Stadt der Welt unausgeſettt in die At-
moſphäre gelangen, bilden an windstillen Tagen mit feuchtem, nebligem
Wetter jene unglaublich dichten, grüngelben bis ſchwärzlichen, oft unange-
nehm stinkenden, entsetzlichen Nebel, die zuweilen tagelang nahezu jegliches
Verkehrsleben in der Stadt absolut unmöglich machen, jene ,„kog“ oder
„London particulars“ genannte Landplage, die auf der ganzen Welt
nirgends auch nur annähernd einen solchen Umfang annimmt, wie gerade
in London. Ungezählte Millionen von Pfunden Sterling könnten dem
britischen Nationalvermögen erhalten bleiben, wenn es gelänge, dieser