58 James Buchanan Cads.
beſteht darin, daß sie zwei Stockwerke aufweist, ein unteres, auf dem die
Eiſenbahnen über den Fluß dahinrollen, und ein oberes, auf dem ſich der
geſamte Wagen- und Fußgängerverkehr abſpielt.
Doch auch dieſer dem Missiſſippiverkehr erwiesene Dienſt bildete noch
nicht die Krönung der Arbeiten, die Eads dem „Vater der Gewässer"
widmete. Noch Größeres plante er, und unmittelbar nach Beendigung der
Waſhington-Brücke machte er ſich daran, auch dieſes Größere noch zur Tat
werden zu laſſen: die Regulierung der Missiſſippimündung!
Die Ausmündung dieses. „Vaters der Gewöäſſer" in den Mexikaniſchen
Golf weiſt manche Eigentümlichkeiten auf, die der Schiffahrt nicht eben
förderlich ſind. Ein Blick auf die Karte zeigt, welches gewaltige Schwemm-
land der Missiſſippi ſich selbst vor seiner Mündung aufgehäuft hat; eine
große Landzunge, deren Länge von Jahr zu Jahr zunimmt, ragt tief in
den Golf südwärts oder genauer südostwärts hinein. Die Karte auf S. 61
zeigt die Einzelheiten dieses gewaltigen „Misſsiſſippideltas", eines Schwemm-
landes, das unaufhörlich Veränderungen unterliegt. Man hat berechnet,
daß der Missiſſippi in der Sekunde 18 800 Kubikmeter Wasser dem Ozean
zuwälzt, und daß diese ungeheuren Wassermengen an der Mündung eine
Menge von festen Sinkstoffen aus dem Oberlauf des Fluſſes ablagern, deren
Dimensionen auf 211 Millionen Kubikmeter im Jahre geſchättt werden; das
ſind rund 600 000 chm am Tag und etwa 10 chm in der Sekunde. In
nur fünf Jahren wird alſo über ein Kubikkilometer Schlamm und sonstiges
feſtes Material vom Missiſſippi vor seinem Eintritt ins Meer abgelagert.
Schon daraus kann man ermessen, daß die Mündung des Fluſses fort-
währenden Änderungen unterliegen muß. Zeitweilige Überſchwemmungen
des Stromes, Sturmfluten des Meeres, Bodenbewegungen und Ver-
rutſchungen des wenig festgefügten Materials tragen das ihrige dazu bei,
die Missiſſippimündung in einer für die Schiffahrt höchſt unbequemen Weise
fort und fort umzuwandeln. Die ſüdweſstlichſte der vier großen Haupt-
mündungen, die sogenannte Südwestpassage, wies z. B. 1839 noch eine Tiefe
von 4 m bei 24'/, km Länge auf und beförderte rund 45 Prozent der ge-
ſamten Wassermenge in die See hinaus; 1897 hingegen betrug ihre Tiefe
nur noch 2,7 m, während ihre Länge auf fast 30 km gewachſen und die
von ihr beförderte Wasſſermenge auf 41 Prozent gefallen war.
Vor Cads’ Eingreifen war die Südweſstpaſsage die einzige, die etwas
größeren Schiffen die Durchfahrt gestattete, während die Südpaſssage, die
Südoſstpasſage und die sogenannte Passage à l’Outre nur kleinen Fahr-
zeugen ein Hindurchkommen ermöglichte. In der Südpassage z. B. (die