Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

   
James Buchanan Cads. 59 
heute die wichtigste iſt)h betrug die Wassertiefe zur Ebbezeit nie mehr als 
2 m, oft noch weniger. Aber auch die Fahrt durch die Südweſtpaſſsage 
war nichts weniger als angenehm und ſicher; faſt ſtündlich lief ein Schiff 
auf Schlammklunipen oder auf einem der Tauſende von halbverſunkenen 
Baumſstämmen auf, die vom Strom bis zur Mündung mitgeriſſen waren 
und sich nun hier in den Schlammmengen festgerannt hatten. Manches 
Schiff ging dabei zugrunde, manches andere wurde ſchwer beſchädigt oder 
verlor viel koſtbare Zeit mit dem Flottwerden oder viel Geld mit der oft 
genug erforderlichen Umladung der Waren. 
Um diesem unerträglichen Zustand Abhilfe zu schaffen, wollte die 
amerikanische Regierung bereits vom Fort St. Philippe aus, das im nörd- 
lichen Teil des Deltas gelegen ist, dem Strom einen eigenen, neuen Mün- 
dungskanal in den Golf von Mexiko schaffen. Als man aber noch dieſen Plan 
diskutierte, unterbreitete Kapitän Eads dem Kongreß einen anderen Vor- 
schlag, der ungleich billiger, praktischer und ſchneller auszuführen war: er 
wollte die Südweſstpaſſage. für Schiffe bis zu 26 Fuß Tiefgang fahrbar 
machen und dauernd fahrbar halten. Während man für die Neuanlage 
eines Kanals bei Fort St. Philippe mit einer Herſtellungsdauer von min- 
destens zehn Jahren und einem Kostenaufwand von wenigstens 20 Millionen 
Dollar rechnete, erbot ſich Eads, die Südwestpaſſage binnen fünf Jahren 
für einen Betrag von 3/4 Millionen Dollar schiffbar zu machen. Bei 
einer Vergrößerung der Tiefe des Mündungsarmes von 26 auf 30 Fuß 
sollte die zu zahlende Summe, ohne daß eine längere Bauzeit verlangt 
wurde, 51/4 Millionen Dollar betragen. 
So verlockend Eads’ Angebot erschien, ſo zögerte man doch mit der 
Annahme, und zwar aus zwei Gründen. Erstens fanden ſich wieder einmal 
einige ,„ſachverständige" Fachleute, die das Projekt für undurchführbar er- 
klärten und davon abrieten, Geld daran zu wenden. Diesem kurzsſichtigen 
Bedenken begegnete Eads mit dem in seiner „Kulanz“ wohl beiſpielloſen 
Gegenvorſchlag, er wolle das ganze Unternehmen auf eigene Kosten und 
Gefahr ausführen und die erste Teilzahlung erst beanſpruchen, wenn die 
Durchführbarkeit ſicher gestellt ſei und der Kanal durchgängig eine bestimmte 
Tiefe erreicht habe. Es gehörte ein ganz außerordentliches Vertrauen in die 
Güte des Werkes und seine Ausführbarkeit dazu, um ein solches Angebot 
möglich zu machen. Dennoch zögerte man immer noch, Eads mit der Arbeit 
zu beauftragen. Der zweite Grund der Verzögerung war nämlich darin 
zu ſuchen, daß während der Dauer der Arbeiten an der einzigen größeren 
Mündung des Miſsiſſippi die Schiffahrt vom Meer in den Fluß und umge- 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
 
	        
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