Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

   
  
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James Buchanan Cads. 
könnte, ſo hat doch ſchon von den ältesten Tagen an, wo hier die ſpaniſchen 
Eroberer erſchienen, bis auf die allerjüngſte Zeit hinein der Isthmus von 
Tehuantepec die Aufmerkſamkeit weitblickender Männer erregt, die Sinn 
hatten für Ausgestaltung und Verbesserung des Verkehrsweſens und des 
Welthandels. Schon Cortez empfahl dem Kaiſer Karl V. die Anlage einer 
großen Fahrstraße von einem zum anderen Ozean an dieser Stelle; die 
Behauptung, daß ſchon er die Herſtellung eines Kanals durch den JFſthmus 
von Tehuantepec angeraten habe, ist hingegen eine Legende. Wohl aber 
träumten ſpätere Zeiten von der Herstellung eines Kanals zwiſchen beiden 
Ozeanen an dieser Stelle, die insbesondere auch ein ſo großer Mann wie 
Alexander von Humboldt als ,die natürliche Brücke des Welthandels“ be- 
zeichnete: bald nach ihrer Losreißung von Spanien verkündete die junge 
Republik Mexiko in einem Dekret vom 4. November 1824, daß ſie den Bau 
eines Kanals über den Isthmus von Tehuantepec plane. 
Es iſt wenig bekannt, daß der von Humboldt empfohlene Gedanke 
eines Kanals durch den Isthmus von Tehuantepec auch den allumfassenden 
Geist eines Goethe zeitweilig aufs lebhafteste beschäftigte. Wie Eckermann 
in ſeinem bekannten Werke berichtet, äußerte ſich Goethe ihm gegenüber 
am 21. Februar 1827 folgendermaßen: „Humboldt hat mit seiner großen 
Sachkenntnis andere Punkte angegeben, an denen durch Benutzung einiger 
Flüſſe, die in den Golf von Mexiko münden, der Zweck viel besser erreicht 
werden kann als bei Panama. Alles dies iſt natürlich der Zukunft vor- 
behalten und einem unternehmenden Geiste. So viel iſt jedoch ſicher, daß, 
wenn es gelingt, einen Kanal vom mexikaniſchen Golfe nach dem Stillen 
Meere durchzulegen, der ganzen Menſchheit, der zivilisierten wie der un- 
ziviliſierten, zahlloſe Wohltaten erwachſen würden. Aber es würde mich 
wundern, wenn die Vereinigten Staaten ſich die Gelegenheit entgehen 
laſſen würden, um ein ſolches Werk in ihre Hand zu bekommen ... Ich 
wiederhole deshalb, daß es abſolut unerläßlich für die Vereinigten Staaten 
iſt, eimen Durchgang vom Golfe nach dem Stillen Meere zu ermöglichen; 
und ich bin ſicher, daß sie es tun werden. Würde ich das noch erleben! 
doch es wird nicht der Fall sein." 
Dieſe Unterredung Eckermanns mit Goethe, der so klar künftige Not- 
wendigkeiten überſchaute, iſt übrigens doppelt interessant, weil ſie auch das 
Zuſtandekommen des Rhein-Donaukanals, des sogenannten Ludwigkanals, 
und die Schaffung des Suezkanals binnen 50 Jahren prophezeite. Die 
Waſsserſtraße zwiſchen dem Altlantiſchen und Stillen Ozean hingegen geht 
bekanntlich erst jezt ihrer Vollendung entgegen, und der speziell von Hum- 
   
     
  
     
     
  
     
    
    
    
    
    
    
  
    
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