John Ericsson. 73
Immerhin ist nur ein kleiner Bruchteil der Männer, die unſrem Kontinent
verloren gegangen sind, unter denen zu nennen, die wirklich nachhaltig in
die politiſchen Geschicke Amerikas eingegriffen haben; die größten Bürger
der Vereinigten Staaten, die Washington und Franklin und Lincoln und
andre, sind jenseits des großen Wassers geboren worden + die Eingewan-
derten haben auf dem Gebiet von Wissenschaft, Kunst, Technik und in
andren Zweigen geistiger Tätigkeit manche unvergängliche Triumphe
gefeiert, auch in der politiſchen Arena ſich mannigfach betätigt, aber nur
ſelten haben sie aktiv in die Geschicke des Landes derartig eingegriffen, daß
ihr Wirken dauernde politiſche Spuren hinterlassen hat.
Unter den wenigen in Europa Geborenen, denen eine derartige Miſſion
in Amerika beſchieden war, und die von der dankbaren Nachwelt ihres Wahl-
vaterlandes noch lange nach ihrem Tode mit hoher Achtung, Verehrung
und Dankbarkeit genannt werden, spielt der Schwede John Ericsson in-
ſofern eine beſonders eigenartige Rolle, als er keineswegs durch eine Wirk-
ſamkeit im politiſchen oder militärischen Leben, sondern in seiner Eigenschaft
als genialer Ingenieur dem amerikaniſchen Volke in einem kritiſchen Augen-
blick einen unvergänglichen und unvergeßlichen Dienst geleistet hat.
John Ericsson wurde am 31. Juli 1803 zu Langbanſhyttan, in der
durch Eſajas Tegnér berühmt gewordenen ſchwediſchen Provinz Wermland,
geboren, als drittes Kind eines damals 25 jährigen Bergwerksbeſitzers Olof
Ericsson und ſeiner gleichaltrigen Gattin Brita Sophia, geb. Yngström.
Seine Familie stammte urſprünglich aus den Niederlanden und Schottland
und war unter Guſtav Adolf nach Schweden gekommen. Seine unmittel-
baren Vorfahren und Verwandten waren zum größten Teil im Bergwerks-
betrieb tätig, teils als Aufseher in Bergwerken, teils auch als Besitzer kleiner
Minen. Einige Zweige der Familie waren dabei zu gutem Wohlstand ge-
langt. Johns Eltern waren feingebildete Menschen, der Vater ein guter
Mathematiker, die Mutter eine große, ſchöne und kluge Frau von ungewöhn-
licher Charaktersſtärke, die ihr Sohn John von ihr geerbt hatte. Die geistigen
Vorzüge der Eltern waren nicht nur auf John übergegangen, sondern auch
auf seinen älteren Bruder Nils (geboren 31. Januar 1802), der gleichfalls
hohen Ruhm als hervorragender Ingenieur erworben hat. Im Gegensatz zu
ſeinem jüngeren Bruder blieb Nils Ericsson zeitlebens ſeinem Vaterland
Schweden treu, dem er 40 Jahre lang als ausgezeichneter Ingenieuroffizier
diente, und deſſen Wirken noch heut in Schweden vielfach wahrzunehmen ist:
er iſt der Schöpfer des ſchwediſchen Eiſenbahnnetzes, der neuen Schleuſen
am Trollhättakanal, der Stockholmer Schiffsdocks, des wichtigen Saima-