Full text: Ueber Motor- und Dampfpflüge

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. nach Möglichkeit zu erhöhen. 
12. November 1919 
Ein drittes kleineres Rad übernimmt am hinteren Ende der Ma- 
schine das geringe Uebergewicht und dient ausserdem zur Seiten- 
steuerung. Zum Zwecke der Verstürkung der Lenkwirkuug ist 
dieses Rad mit einem scharfen, in. den Boden einschneidenden 
Flansch versehen. Auf dem Vorderrahmen der Maschine (Abb. 1) 
befindet sich der Verbrennungsmotor für den Betrieb des Pfluges. 
Er ist mit einer Hochspannungszündung System Bosch und mit 
Zenith-Vergaser ausgerüstet und läuft mit einer minutlichen Um- 
drehungszahl von etwa 720. Das Getriebe besteht im wesent- 
lichen aus Schaltgetriebe, Differential, Wechselrädern und Vor- 
gelegen. Der  Geschwindigkeitswechsel. erfolgt durch Hebel- 
Schaltung. Für die verschiedenen Anforderungen der vorkom- 
menden Bodenverhältnisse sind Wechselräder vorgesehen, so dass 
bis zu acht Geschwindigkeiten vorwärts (zwischen 5,5 und 
2,5 km/st) und vier Geschwindigkeiten rückwärts erzielt werden 
3 © 
können. Als’ Brennstoff sind Benzol, Benzin, Schwerbenzin, 
Spiritus und die übrigen für Verbrennunzsmotoren bekannten 
Brennstoffe verwendbar. Der ganze Motor ist gut ein- 
geschalt und alle Getriebeteile sfaubsicher eingekapselt. Die 
Greifer der Triebräder lassen sich in bequemer‘ Weise 
aus ihrer vorstehenden Stelllung © ab- und wieder  an- 
schrauben.. Durch die Verwendune besonderer Spanngreifer 
ist diese Einrichtung neuerdines verbessert, auch kann das Ab- 
und Wiederanschrauben der Greifer gespart werden durch die 
Verwendung besonderer gesetzlich geschützter Radbewehrungen 
(Felgenklótze). Letztere sind schuhartige Holzsegmente, die bei 
Strassenfahrten zwischen den Greifern fest mit der Felge ver- 
sehraubt werden. 
In der Abb. 3 ist dargestellt, wie der Stock-Pflug zum Ziehen 
von vier Kultivatoren verwendet werden kann. Ebenso lassen 
sich an den Stoek-Motorpflug leicht Eggen, Walzen, Drill- 
maschinen, Binder, Rübenheber u. del. (alle von Zugtieren be- 
wegien Geräte) anhängen. Für kleinere Betriebe, die ihren 
Motorpflug vielseitig ausnutzen wollen, kann der Stock-Pflug auch 
zum Anírieb von Dreschmaschinen verwendet werden, in welchem 
Falle ein Riemenvorgelege Anwendung findet. 
Die Deutsche Kraftpflug-Gesellschaft m. b. H. 
in Berlin vertreibt seit Jahren den von der Hannover- 
schen Maschinenbau-A.-G. gebauten W..D.Pilug. Dieser von 
Wendeler und Dohrn erfundene Pflug ist #usserlich 
dem Stock-Pflug ziemlich ähnlich (Abb. 2); es ist eben- 
falls ein dem Tragpflugsystem angehórender Motorpflug. Die 
Hauptlast des Pfluges übernehmen hier gleichfalls die grossen 
und schmalen Triebrüder. Das Uebergewicht des Hinterrahmens 
fallt auf das kleine, aber breitere Lenkrad. Der Antriebsmotor 
ist ein vierzylindriger 80-PS-Verbrennungsmotor, der für den 
Betrieb mit den bekannten, bereits oben genannten Brennstoffen 
geeignet ist. Die minutliche Umdrehungszahl betrügt 700. Auch 
hier sind die Triebrüder mit Greifern ausgerüstet, um ein 
Rutschen zu vermeiden. Diese Greifer sind gabelfórmig aus- 
gebildet und für verschiedene Tiefen einstellbar. Soll aer Pflug 
auf der Strasse fahren, so werden die Greifer nach innen gesteckt, 
wodurch das Rad eine glatte Lauffläche erhält, trotzdem die 
Greifer auf ihrem Platz am Rade verbleiben. Das Umstecken der 
Greifer kann durch einen Mann in 15 Minuten erfolgen. Der 
Pflugrahmen ist auswechselbar und lässt sich in kürzester Zeit 
durch andere Bodenbearbeitungsgerüte ^ ersetzen. Als be- 
sondere Kennzeichnung des W.-D.-Pflugs ist hervorzuheben, 
dass die Pflugkôrper an einem eigenen, zwecks Tiefenregulierung 
gegen den Hauptrahmen hebe- und senkbaren Pflugrahmen an- 
gebracht sind, dessen Gewicht wiederum. durch machstellbare 
Schraubfedern getragen wird. 
‚Als weiterer Motorpflug ist der ,Póhl-Dreischar-Motorpflug" 
zu nennen. Er wird von den Póhl-Wer ken, Zweignieder- 
lassung der Maschinen- und Kranbau-Aktien-Gesellschaft zu 
Düsseldorf, in Gössnitz (S.-A.) gebaut. Abb. 5 zeigt eine seitliche 
Ansicht dieses Motorpfluzes in der Transportstellune. Als be- 
sonders bemerkenswert gilt hier, dass der Pflugrahmen lose an- 
gehängt ist, genau wie bei einem Schlepper. Der Pfluerahmen 
ist infolgedessen leicht auswechselbar. Dies geschieht durch den 
für das Pohlsche System bezeichnenden motorischen Pflug- 
aufzug. Trotz dieser losen Verbindung ist aber der Pilugrahmen 
mittels einer starren Deichsel federnd an der Zugmaschine be- 
festigt, und zwar So, dass man in der Lage ist, den in der Erde 
befindlichen Pflug mit der Maschine zurückzustossen. Dadurch 
Sollen die Vorzüge des Tragpfluges mit denen des Sehleppers 
vereinigt werden, Der Pöhlsche: Pflug. gehört daher zu den 
kleineren Motorpflügen, bei denen es wichtig ist, die Triebräder 
nach Art des Tragpflugsystems anzuordnen, um das Haftgewicht 
Deshalb besitzt auch. dieser Pflug 
zwei, kräftig ausgebildete Haupttriebräder (Greiferräder. nach 
Pöhlschem Patent). : 
Der Raddurchmesser beträgt 1,6 m, die Breite 98 cm 
bei 22 cm breiten Greifern. Die spatenartig geformten Greifer 
können mittels Handkurbel auf jede gewünschte Länge aus dem 
Radinnern herausgedreht und festgestellt werden, so dass das bei 
anderen Systemen übliche zeilraubende An- und Abschrauben 
der Greifer oder das Umwechseln derselben völlig wegfällt. Man 
kann diese Greifer bis zu 18 cm beliebig herausdrehen. Beim Pöhl- 
Rad reinigen sich die Greifer selbständig infolee der zu beiden 
Seiten derselben vorhandenen Oeffnungen. Auch befinden sich 
die Greifer in der Mitte der Radspur, nicht neben dem Rade. Das 
Rad drückt einerseits den Boden fest, infolgedessen hat man eine 
bessere Greiferwirkung, anderseits wird durch die Greifer die 
Radspur auch gleich wieder gelockert. Der Antriebsmotor ist ein 
Vierzylinder-Verbrennungsmolor, für den Betrieb mit den be- 
kannten Brennstoffen eingerichtet. Seine Bremsleistune beträet 
bei 700 minutlichen Umdrehungen etwa 40 PS. t 
Ein weiterer Maschinenpflug ist der Scheffeldt-Motorptlue der 
Maschinenfabrik Scheifeldt G. m. b. H. in Coburg. 
Abb. 6 stellt einen Scheffeldt-Motorpflug mit vier Pflug- 
kérpern ‚dar, welcher als Bauart 1919 gegenüber den älteren 
  
  
  
  
  
Abb. 4. Podeus-Raupenschlepper, in ansteigendem 
Gelände arbeitend. 
Typen eine Reihe von Verbesserungen aufweist und wieder in 
Friedensausführung gebaut werden kann. Der vollständig ein- 
gekapselte Motor ist vierzylindrig und leistet 55 PS im Dauer- 
betrieb, Die Zündung ist eine magnetelektrische Hochspannungs- 
zündung mit Anlassmagnet. Zur Kühlung des Motors dienen 
ein reichlich bemessener Wasserkühler (Autokühler) und ein 
unter der Motorhaube angebrachter Ventilator. 
Der Motor ist nach Art der Tragpfliige auf einem gemein- 
schaftlichen starren Pflugrahmen in der Nähe der Triebräder ein- 
gebaut. Mittels Reibungskuppelung wird die Motorkraft auf 
das Getriebe übertragen; letzteres besteht aus Wechsel- und 
Differentialrädern, wodurch eine Motorgeschwindigkeit von 4 bis 
5km/st zum Vor- und Rückwärtsfahren erzielt wird. Bei der 
Bauart mit zwei Geschwindigkeiten beträgt die Geschwindigkeit 
in der zweiten Stufe etwa 2,1 km/st. Bei dem 55-PS-Motorpflug 
  
  
  
Wochen-Ausgabe des Berliner Tageblatts 
mit zwei Geschwindigkeiten ist eine besondere Federanordnung 
vorgesehen, welche bewirken soll, dass alle harten Stösse, welche 
sich auf die Triebräder übertragen, aufgefangen werden. Hier- 
durch sollen Erschütterungen Möglichst verringert und 
die Lebensdauer des Motors erhöht werden. Die Triebräder haben 
einen Durchmesser von 1,5 bzw. 1,85 m und eine Breite von 
250 mm. Auf dem Radreifen sitzen stark befestigte Greifer, 
ebenso ist der Radkranz mit Gleitschutz versehen. 
Die Pflugtiefe wird durch Heben und Senken der Triebräder, 
welche unabhängig voneinander wie auch das Laufrad (Lenkrad) 
eingestellt werden können, bewerkstelligt, Hierber ist besonders 
hervorzuheben, dass der Pflugrahmen mit Motor stets in jeder 
Richtung parallel zu dem zu bearbeitenden Felde gestellt werden 
kann. (D. R. P. Nr. 297 322.) 
Das Laufrad ist zwischen dem vorletzten und letzten Pflug- 
körper angeordnet (D.R.P. Nr. 301 091), so dass die Furchen- 
sohle des vorletzten Schares, auf welchem das Laufrad geht, 
erst hinter diesem durch die Wirkung des letzten Schares mit 
Erde zugeworfen wird. Hierdurch wir erzielt, dass das Laufrad, 
weil es auf der Furchensohle geht, einen gleichmássig festen 
Boden hat und dadurch. die gewünschte Furchentiefe genau ein- 
gehalten werden kann. Als Betriebsstoff lassen sich alle für 
Verbrennungsmotoren bekannten Brennstoffe verwenden. 
Zum Schälen wird der Pflug flach eingestellt, wodurch sich 
infolge der geringen Arbeitstiefe durch den schnelleren Gang des 
Piluges seine Leistung erhöhen lässt. Ausserdem besitzt der 
Pflug eine seitliche Anhängevorrichtung, um beim Schälen noch 
einen Zwei- bis Dreischarpflug anhüngen zu kónnen; hierdurch 
wird die. Arbeitsbreite erheblich vergróssert. 
Es lassen sich auch leicht andere Geräte, wie Kultivatoren, 
Eggen, Rübenheber u. del, anbringen, ebenso dient der 
  
  
  
  
  
Abb. 6. Scheffeldt-Motorpflug. 
Motorpflug als Zugmaschine für Getreidemähmaschinen u. del. 
Die Leistung des Scheffeldt-Motorpflugs wird mit etwa 12 bis 
16 Morgen täglich angegeben, jedoch kann diese Arbeitsleistung 
unter günstigen Verhältnissen noch überschritten werden. Die 
Arbeitsbreite beträgt beim Pilügen mit vier Scharen etwa 1,2 m. 
beim Schälen mit sieben Scharen 18m; = 
Von den Kosto-Werken (Korge &Stolle), Maschinen- 
und Motorenfabrik in Reinickendorf- st, wird ein Motorpflug 
gebaut, welcher zu dem System der Schlepper gezählt werden 
muss. Er dient als Zugmaschine für Pflüge, Eggen, Walzen, 
Kultivatoren sowie auch zum Ziehen von Lasten auf Wegen wie 
über Ackergelünde.  Desgleichen lässt Sich die Maschine als 
vin Häckselmaschinen, 
Lokomobile verwenden zum Antrieb 
Dreschmaschinen usw. 
Schrotmühlen, 
  
    
Abb. 7. Motorpflug der Kosto:Werke. 
Wie aus Abb. 7 ersichtlich, - läuft die „Kosto“-Zugmaschine 
auf drei Rädern, von denen das breite Hinterrad als Antriebsrad 
dient. Es ist mit kräftigen Greilern ausgerüstet und. so breit 
gehalten, dass selbst auf weichem Boden ein Einsinken vollig 
ausgeschlossen erscheint. Die ganze Zugmaschine wiegt ein-- 
schliesslich Brennstoff etwa 38 Zentner. Durch dieses geringe 
Gewicht wird einerseits eine verhältnismässig geringe Boden- 
pressung, anderseits aber auch ein hoher Nutzeffekt erzielt, 
so dass die Maschine wenig Kraft zur Eigenbewegung braucht 
und daher um so mehr Kraft für die Nutzarbeit übrig làsst. 
Als Leistung wird angegeben, dass in mittlerem Boden bei 
1 bis 8“ Arbeitstiete 15 Morgen stündlich, bei 10 bis 11“ 
Arbeitstiefe 1 bis 12 Morgen stündlich und beim Schülen bei 
3 bis 4” Arbeitstiefe etwa 3 bis 4 Morgen stündlieh gerechnet 
werden kónnen. Der Brennstoffverbrauch wird zu 5 bis 6 kg für 
den Morgen angegeben, der Oelverbrauch zu etwa 260 g für den 
Morgen. ER 
Eine eigenartige Ausführung eines Motorpflugs finden wir in 
dem ,Podeus-Rau penschlepper“, welcher von der 
Firma Paul Heinrich P odeus in Wismar (Mecklenburg) 
auf den Markt gebracht wird. Seine Bauart erinnert in ihrer 
Fortbewegung an die durch den Krieg bekanntgewordenen Tanks. 
Der Podeus-Raupenschlepper ist eine Nachbildung des amerika- 
nischen „Holt Caterpillar Tractor“ der Holt Caterpillar Company 
in Peoria (Illinois, U.S. A.). Auch diese Ausführung gehört zu dem 
System der Schlepper, Die Zugmaschine selbst besteht aus dem 
Rahmen mit Rollwagen und Querträgern den Rollenwagen mit 
Kardanaufhängung, der Raupenkette mit Antriebs- und Leiträdern, 
dem Getriebe mit Steuerung und Schaltung und aus dem Motor mit 
Kühlung. Der Motor, staubdicht eingekapselt leistet mit vier 
Zylindern bei 750 bis 800 minutlichen Umdrehungen etwa 35 bis 
40 PS. Als Brennstoff kann neben. Benzol auch Benzin, Schwer- 
benzin und Benzolspiritus zur Verwendune celangen. Der Brenn- 
stoffverbrauch wird mit etwa 5 kg, der Oelverbrauch mit etwa 4 kg 
für den Morgen gepilügten Bodens bei 10 bis 129^ Tiefe an- 
gegeben. Das Getriebe hat drei Vorwärtsgänge und einen Rück- 
wärtsgang. Das Gewicht des Raupenschle pers ‚beträgt etwa 
4300 kg, die drei Geschwindigkeiten sind 21 km, 3,55 km und 
5,8 km in der Stunde, Die Zugkraft auf ebenem Boden wird mit 
20 000 kg angegeben. J ; 
Die Podeus-Werke in Wismar haben eine eigene Kraftpflug- 
führerschule mit grossen Uebungsplätzen eingerichtet, so dass 
die von den Kraftpflugbesitzern angestellten Führer eine tüchtige 
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pint diesem. Schlepper die verschiedensten Bodenbearbeitungs- 
serate angehüngt werden können. In Abb. 4 ist der Podeus- 
Raupenschlepper mit einem siebenscharigen Schälpflug in an- 
steigendem Gelände dargestellt. T 
. Noch mehr als dieser Raupenschlepper von Podeus erinnert 
eine neue Zugmaschine an die Tanks des Krieges, das ist die 
" elma-Orion-Zugm aschine“ der Deutschen Lug- 
maschinen G. m. b. H in Leipzig. Auch hier werden zwei 
Raupenketten, die getrennt gesteuert werden kónnen, verwendet. 
Der Motor soll 45 PS stark sein und das Gewicht betrügt 5000 kg. 
Ein Motorpflug nach dem Tragsystem wird von der Berliner 
ktien-Gesellschaft für Eisengiesserei und 
Maschinentabrikation, früher J. C. Freund.u. Co. 
in Charlottenburg gebaut. Die Stürke des Motors ist 49 PS und 
das Gewicht betrügt 3700 kg. E : 
Zu dem System der Raupenschlepper gehôren auch die Motor- 
pilüge der Firma H. Bü ssing in Braunschweig. 
(Fortsetzung fol gt.) 
  
Kaltsägemaschinen 
grôsster Abmessungen. 
Von Geh. Reg.-Rat Dr.-Ing. Theobald in Berlin-Lichterfelde. 
Z^ Zertrennen von Stiben und Trägern, zum Abschneiden 
£4 von Angüssen an Stahlgusswerkstücken, zum Besäumen von 
Dietnen und Panzer latten, zum Bearbeiten schwerer Schmiede- 
stücke und zu ähnlichen Arbeiten bedient man sich in Giesse- 
reien, Maschinenfabriken, in Schlossereien, Eisenbahnwagenbau- 
anstalten, auf Schiffswerften, Eisenbauhófen und in zahlreichen 
anderen Betrieben immer mehr der Metallsägemaschinen, wegen 
der Bearbeitung des Werkstückes bei gewöhnlicher Temperatur 
meist Kaltsügen genannt. 
_ Nach der Form und Fassung ihres den Holzsägen entlehnten 
Sägeblattes unterscheidet man drei Hauptgattungen eigentlicher 
Ságen: Bügelsügen, bei denen das gerade Sägeblatt ähnlich 
dem emer Baumsiige zwischen die Enden eines Biigels eingé- 
Spannt ist und eine hin und her gehende Bewegung ausführt: 
Bandsägen, bei denen das zu einem geschlossenen  Bánd 
zusammengelótete Ságeblatt dureh zwei umlaufende Scheiben 
dauernd in derselben. Richtung làuft, und Kreissägen, deren 
gezahnte Scheibe gleichfalls ein und dieselbe Drehrichtung 
beibehàit!). 
‚Ihrer Entstehung nach gehen die Bügelsügen voram, finden 
wir sie doch schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts in den 
Sügen der Holzschneidemühlen ähnlicher Form zum Zerschneiden 
von Messingplatten verwandt. Jünger ist die Kreissüge, deren 
Anfänge in das dritte Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts fallen. 
Die jüngste der drei Schwestern aber, nicht lange nach der 
Kreissäge entstanden, wenn auch erst gegen 1860 zu brauchbarer 
Form entwickeli, ist die Bandsäge. 
.Neben die genannten eigentlichen Sägen möge es gestattet 
sein, eine vierte Maschinenart zum Zerirennen von Metall zu 
Stellen, obwohl sie nicht mittels Zähne, also nicht als span- 
abhebendes Werkzeug wirkt, sondern durch die Reibung ihrer 
ungeheuer schnell umlaufenden, nur schwach gerändelten 
Scheibe das Metall an der Berührungsstelle bis zum Schmelz- 
punkt erhitzt und so, in die erweichte Masse eindringend. zer- 
teilt: die Schnellreibsüge, deren Alter etwa bis in die Mitte des 
19. Jahrhunderts reicht. te 
Aus kleinen Anfüngen haben sich alle vier Sägearten, teil- 
weise erst wihrend des Krieges, zu! ausserórdentlicher Grósse 
ausgewachsen. Diesen Riesen im Reich der Kaltsügen sei unsere 
Betrachtung gewidmet. / 
.Die Bügelsügen sind in den Kriegéwerkstätten bei uns 
wie bei unseren Feinden hauptsichlich \zum Zersehneiden von 
Stangen edlen Stahles in gleichlange Zylinder für die Granaten- 
herstellung verwandt woraen. Hierzu sibd sie ganz besonders 
deshalb geeignet, weil das Sügeblatt, kaum stürker als dasjenige 
  
  
Ausbildung erlangen können. Es ist. selbstverständlich, dass 
einer Holzsäge, nur einen schmalen Sägespalt erzeugt, mithin 
ohne - erheblichen Verschnitt des kostbaren Geschossstahls 
arbeitel. Handelt es sich dabei aber meist um Stäbe bis etwa 
20 cm Durchmesser, so sind der Bügelsäge doch noch schwie- 
rigere Aufgaben gestellt worden. Die in Abb. 2 wiedergegebene 
ügelsäge von Ed ward G. Herbert, eine Maschine von 
3% t Gewicht, ist bestimmt, aus Blöcken blgehiirteten Geschiitz- 
stahles von 65X65 cm Querschnitt Probestiicke fiir die Unter- 
suchung des Stahles auf seine Festigkeitseigenschaften heraus- 
zuschneiden. Das Sägeblatt misst etwa 100 cm Linge bei 5 em 
Breite und schneidet einen Block vóllig durch, ohne nach dem 
Sehnitt unbrauchbar zu sein. Ein gewaltiger Bügel spannt das 
Sügeblatt und wird mittels einer Sehubstarnge von einer Kurbel. 
Scheibe hin und her bewegt, die ein Eléktromotor von 3 PS 
durch. eine doppelte Zahnradübersetzung ‘antreibt. Der Bügel 
besitzt. eine rückwärtige stielartige Verlängerung quadrati- 
schen Querschnittes, die sich in einem entsprechenden Lager 
führt. Das Lager ist um die Achse der Kurbelscheibe schwenk- 
bar und gestattet so der Säge, beim Anséhneiden des Stahl. 
blockes steil naeh oben zu.stehen, mit fortschreitendem Sechnitt 
aber bis zu ungefähr wagerechter Lage nach unten zu sinken, 
während die Kurbel den Sägebügel hin und zurück schiebt, 
Eine besondere Vorrichtung bewirkt, dass die Säge, die ein- 
seitig gezahnt ist, alse nur bei dem stossweisen Hingang 
Schneidet, beim Rückgang von dem Schnittgrund abgehoben 
wird, damit nicht die Zähne schleifen und sich dabei erwärmen 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Abb. 1. Bandsäge mit Hobelmaschinentisch 
von Fried. Krupp A.-G. Grusonwerk (Magdeburg: Bucdtau). 
diesem: Zweck liegt das Sügeblatt nicht 
parallel der Aehse der Führung, sondern in einem spitzen Winkel 
zu ihr, uhd zwar so, dass sein Vorderende etwas hóher liegt als 
das Hinterende. Das hat zur Folge, dass beim Schneidgange der 
Sügebügel sich etwas anhebt und die Führung um ihren Dreh- 
punkt gaeh oben schwingt. Kehrt jetzt der Bügel um und denkt 
man sich die Führung in ihrer age. festgehalten, d. h. am 
Schwingen um ihren Drehpunkt verhindert. so wird sich das 
Sägeblatt infolge seiner Schrägstellung von dem Schiittgrund 
ablösen, also chne Berührung der Zähne mit dem Wérkstüek 
zurückgehen. Dieses Festhalten des Bügels in seiner Stellune, 
die er am Ende des Vorganges hatte, geschieht dureh eine senk- 
recht angeordnete Oelbremse. Ihr Zylinder steht gelenkig auf 
dem Maschinenbett auf, während ihr Kolben mit seiner Stange 
und abnutzen. Zu 
1) Vgl. ..Die Entwieklung der Kaltssigemaschinen" aus der Feder des- 
selben Verfassers „Die W erkzeugmaschine‘. 
 
	        
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