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Sonderabdruck aus der ,Giesserei-Zeitung®
(Offizielles Organ des Vereins Deutscher Giessereifachleute.)
Heft 13 vom 1. Juli 1911.
Ein neues Formverfahren
zur Herstellung von Hohlkórpern.
Von Professor Dr.-Fng. 4. Nachtweh in Hannover.!) Ergeb
Ww man nach den bisher allgemein be-
kannten Methoden Hohlkórper her-
stellen, so sind neben den für die Auflen-
.form zu benutzenden Modellen vor allen
Dingen Kerne notwendig, welche in be-
sonderen Kernkasten hergestellt werden.
Die Herstellung | solcher Kerne ist mit
großer Sorgfalt verbunden, sie ist zeitraubend
und kostspielig, ebenso ist das Einlegen und
Fixieren des Kernes in der fertigen Form
mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft.
Diese áltere, aus der Kastenformerei wie
auch aus der Herdformerei bekannte Methode
fand bereits eine Verbesserung und Ver-
billigung bei der Herstellung von Rotations-
Hohlkórpern, wobei die Verwendung der
Schablone zu mancherlei Vorteilen führte.
Eine genaue Zentrierung der Kerne und die
damit verbundene Erlangung gleicher Wand-
stärken bei Hohlkórpern erreichte man
namentlich in der Ausbildung des sogenannten
„vertikalen Röhrengusses“. Diese Methode
hat sich seit Jahrzehnten in den Róhren-
gießereien dermaßen zur Zufriedenheit des
ganzen Fabrikationszweiges ausgebildet, daß
wohl heute an eine nennenswerte Verbesse-
rung ‘des Verfahrens nicht gedacht werden
kann. Hingegen wird auch auf diesem Ge-
biete eine Verbesserung und Verbilligung
der Trockeneinrichtungen für Formen und
Kerne (durch die Verwendung der Hochofen-
gase) sowie auch eine möglichst‘ hohe
Qualitätserzeugung des Gußmaterials (durch
Verwendung des Roheisenmischers bei mög-
lichst reinem Brennmaterial) möglich sein,
ı) Nach einem auf der Hauptversammlung des Ver-
eins Deutscher ,GieDereifachleute in der Technischen
Hochschule zu Charlottenburg am 26. Mai 1911 ge-
haltenen Vortrage.
enst "überreicht
von. Verfasser.
Es sei auch hier bei der Anwendung des
stehenden Róhrengusses darauf hingewiesen,
dafl bei der Herstellung der Kerne die Er-
reichung einer gewissen Elastizität angestrebt.
wird, sowie eine zweckmäßige Durchlässig-
keit für die beim Guf entstehenden Gase,
damit beim Zusammenziehen des Gufstücks,
d., h. beim Schfumpfen, eine zweckmäfige
Nachgiebigkeit vorhanden ist. Auch das
Herausziehen der Kernspindel aus dem noch
nicht vollig erstarrten GuBstiick, solange es
sich noch im Formkasten befindet, ist zum
Zwecke der Vermeidung der durch das
Schrumpfenentstehenden Nachteile notwendig.
Zum Gießen der Walzblöcke („Ingots“) in
der Bessemerei oder bei Anwendung des
Thomas-Verfahrens, beim Siemens-Martin-
Prozeß oder. in der modernen Elektrostahl-
Erzeugung werden metallische (gußeiserne)
Hohlformen verwendet, die man „Kokillen“
oder „Schalen“, auch, Walzblockformen“ nennt.
Es sind oben und unten offene Hohlkörper,
wie sie in der Abbildung 1, welche. aus
dem Betriebe einer größeren Stahlgießerei
entnommen ist, gesehen werden können. Sie
bestehen aus Gußeisen, haben „Nasen“ oder
„Ohren“ zum Anhängen der Flaschenzugs-
oder Kranketten, auch Schmiedeeisenösen,
welche oben in die Kokille eingegossen
werden, und, wie das genannte Bild zeigt,
zum bequemeren Transport der Kokille
dienen. Solche gußeisernen Kokillen werden
entweder in den großen Werken selbst her-
gestellt. (diese Werke müssen aber dann mit
einer besonderen Kokillengieflerei ausgerüstet
sein) oder sie werden von anderen Firmen
für die Stahlwerke gegossen. Zu einer gut
eingerichteten KokillengieBerei gehóren die
notwendigen Modelle und Kernkasten, die