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mildert und organisch dem Gelinde angepaßt. Soviel Griechisches steckt also selbst
noch in einem römischen Bau von solch unerbittlicher Zweckmäßigkeit; es ist ein
Teil des gemeinsamen antiken Lebensgutes.
In den Nutzbauten hat sich römischer Bauwille reiner ausgesprochen und ver-
wirklicht als in den Tempelbauten. In jenen werden Lebensräume konstruktiv
bewältigt, in diesen werden religiöse Schaustücke repräsentativ geschmückt. Be:
sonders die sakrale Baukunst der Augustus-Zeit dient der politisch-religiosen Rez
prasentation des Reiches. Sie verwendet dabei eine besonders reiche und sorg:
faltige Ornamentik, während sie in der Konstruktion nichts Neues plant und ent-
wirft. Ein schönes Beispiel dafür aus der gallischen Provinz ist der Tempel in
Nimes (Abb. 72), der schon dem Jahre 1 n. Chr. angehort. Der Baukern ist italisch
mit dem hellenisierenden Einschlag der spaten Republik. Augustisch ist der Reich:
tum an Bauornament, die lineare Scháürfe der Meiflelarbeit in den Einzelformen, die
kühle Pracht. Ein solcher rómischer Tempel ist kein Kórper wie ein griechischer;
seine Cella ist eine kubische Masse mit verzierten Flächen und seine Vorhalle ist
ein ungeteilter Raum; die Freitreppe zwingt zur Frontalansicht und damit zur
Fassadenwirkung. Die alten Bestimmungen italischen Tempelbaus gelten unver-
ändert. Neu ist der konservative Wille eines Reichstils. Konnten wir den Klassi-
69. Wand zweiten Stils aus dem Haus der Livia. Rom, Palatin
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