Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

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72. Tempel in Nimes 
wand der Cella war gegliedert durch Nischen, welche durch eine Saulenstellung 
bereichert waren. Es ergab sich dadurch eine Auflösung der Wandfläche, wie sie im 
Hellenismus vorbereitet war. Die Cella erweiterte sich hinter der Kultbildbasis zu 
einer Apsis. Man trifft hier also wieder auf das Bestreben, die Raumgrenze hinauszu- 
schieben, ebenso wie bei der apsidalen Ausweitung der Umfassungsmauern des 
Forums. Hinter der klassizistischen Fassade lebt also der italisch-rômische Form- 
wille und wartet auf seine Stunde. 
Marcellus-Theater und Augustus:Forum sind heute noch zu sehen, ja sie sind 
heute wieder einbezogen in das romische Stadtbild und in die politische Ideologie 
Italiens. Nicht erhalten dagegen ist das Haus des Augustus, über dessen Tür die 
Bürgerkrone angebracht wurde, nicht erhalten der Tempel des Apollon auf dem 
Palatin, in dem griechische Kunstwerke von Skopas, Timotheos und Kephisodotos 
standen; nicht erhalten die zahlreichen Hallen und Tempel, welche Augustus in 
seinem Tatenbericht aufzählt. Dagegen ist ein Bau- und Bildwerk auf uns gekom- 
men, das zu den bedeutendsten Werken seiner Zeit gezählt werden muß: die Ara 
Pacis Augustae, der Altar des Augustus-Friedens (Abb. 76). 
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