Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

  
  
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mit wucherndem Ornament überzogen. Sie ist nur Träger des zarten Linienwerkes 
und hat selbst keine eigentliche Substanz. 
Man kann dieselbe Art der Fláchenverzierung erkennen auf einem Meisterwerk 
romischer Toreutik, einem Silberkessel aus Hildesheim im Berliner Museum (Abb.82). 
Die Wand kónnte aus Glas sein, und die zierlichen Ranken scheinen dann nur leicht 
auf die Oberfläche geritzt. Die sich verwandelnden pflanzlichen und tierischen 
Motive scheinen aus der durchsichtigen Tiefe des Meeres geschöpft zu sein, wo 
Pflanzen und Tiere ineinander übergehen und wo unbekannte Wunder der Meta- 
morphose getragen werden von der Gestaltlosigkeit des Wassers. 
  
So ist auch die Wand der Ara pacis eigentlich gestaltlos und durchsichtig, nur 
Träger des feinen Gespinstes der Ranken. Sie ist kein Körper, aus dem plastische 
Bildungen herausgearbeitet sind wie beim griechischen Relief. Sie ist eine Hinter- 
grundsfläche, welche nur dazu dient, den Schlinggewächsen Halt zu geben, wie es 
das Wasser mit den Wasserpflanzen tut. Und das ist uns auch verständlich, obwohl 
es sich doch um massive Marmorplatten handelt, da Ja, wie wir bereits wissen, eine 
römische Mauer amorph ist und nicht Körper, sondern nur Raumgrenze. Das Relief 
  
  
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