76. Ara Pacis, Wiederherstellung. Rom
auf diesen Wandplatten erscheint daher aufgesetzt, nicht herausgeholt, und läßt an
die Technik der Stuckreliefs denken.
Die Kunst der Wandverzierung durch aufgesetzte Stuckarbeiten hat im Orient
eine alte Tradition, im Westen aber tritt sie erst im hellenistischen Campanien im
Zusammenhang des Mörtelbaus und der Gewölbekonstruktion auf. In der Zeit des
Augustus ist in Rom die Stuckdekoration schon ganz geläufig. Im Garten der Villa
Farnesina wurde ein Haus gefunden, das vielleicht ins letzte Jahrzehnt des Jahr-
hunderts datiert werden kann. Es besaß Tonnengewölbe, welche reich mit Stuckz
reliefs überzogen waren. Sie befinden sich heute im Thermenmuseum. Der Phaeton:
Mythos zieht sich als Leitmotiv durch die Dekoration. Schmale Streifen mit Voluten,
Greifen und Flügelwesen umrahmen die Bilder. Außerdem sind Einzelbilder von
Sakrallandschaften eingeschoben (Abb. 83—84).
Während die dekorativen Friese klassizistische Motive flächig verwenden, sind
die Bilder, besonders die Landschaften, in einem locker bewegten Stil hingesetzt,
der gar nicht flächig anmutet. Häusergruppen sind übereck gestellt. Hinter ihnen
ragen Bäume auf. Brücken führen über Flüsse, und Frauen gehen Wasser schöpfen.
Heilige Bezirke mit Bäumen und Säulen, auf denen Urnen stehen, geben der Land-
schaft das zauberhaft Heilige der Stimmung. Die Anordnung der Gegenstande im
Bildfeld ist kühn und großzügig. Man blickt von oben in einen weiten Landschafts-
raum. Zur Gewinnung dieses Raumes bedient sich der Künstler keiner plastischen
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