Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

  
  
  
  
  
  
  
  
79. Tellus, Reliefbild von der Ara Pacis. Rom 
Einzelheiten der Ornamentik liebevoll bis ins kleinste ausgearbeitet werden. Das 
trifft auch deshalb zu, weil seit den Goldschmiedearbeiten, den geschnittenen Steinen 
und den Bronzegeräten aus den archaischen Werkstätten Etruriens erst jetzt wieder 
eine bemerkenswerte Kleinkunst und Gerätekunst in edlem Werkstoff entsteht. Sie 
ist damals ebenso wie in augustischer Zeit nicht denkbar gewesen ohne die Griechen, 
welche die Gebrauchsgeräte zur Würde der Kunst erhoben. Von den hellenistischen 
Fürstenhöfen übernehmen die Römer die Verwendung silbernen Tatelgeschirrs und 
prachtiger Kameen. Aber die Bildwelt ist romisch und zeigt, dal von Augustus ein 
Staatsmythos geschaffen worden war, der eine neue Gestaltenwelt herauffiihrte. 
Zwei Kameen in Wien gehoren noch der ersten Regierungszeit des Augustus 
an. Der Adler des Jupiter (Abb. 85) steht mit dem rechten Fang auf dem Palmzweig 
des Friedens, mit dem anderen hilt er die eichene Biirgerkrone des Augustus. Der 
braune Adler aus Onyx hebt sich vor einem weißen Hintergrund ab. Die Silhouetten- 
wirkung ist vollkommen. Die Härte und Prägnanz in der Wiedergabe des Gefieders 
ist ohnegleichen. 
Auf dem anderen Kameo (Abb. 86) sind die Farbenverhältnisse umgekehrt. Das 
Reliefbild des Augustus und der Roma aus Chalzedon schimmert hell vor einem 
schwarzen Hintergrund. Ist der Adler von metallischer Härte, so ist die Gruppe 
des Augustus und der Roma weich verschwimmend. Der innere Glanz des Steines 
gibt der Darstellung etwas Unwirkliches. In der Tat hat das Bild nichts Realistisches. 
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