142. Kaiserpalast auf dem Palatin, Fassade. Rom
Erweiterungen nach allen Seiten erfuhr. Das kunstgeschichtliche Ereignis des fla-
vischen Palastes ist allerdings nicht so sehr die Grundrißgestaltung als vielmehr die
Überwölbung der Räume, besonders des vorderen Hauptraumes mit einer un
geheuren Tonne. Auch sonst sind mit Apsiden, Nischen, Saulenreihen, geschwun-
genen Wänden barocke Raumwirkungen erzielt.
Eine noch entscheidendere Rolle für die Entwicklung der Innenräume spielten
jedoch die Thermenbauten. Auch hier ist es Nero, der als erster nach Agrippas
Vorbild öffentliche Bäder errichtete, von denen wir freilich nicht viel mehr wissen,
als daß sie zwischen Pantheon und Piazza Navona lagen und bis ins späte Altertum
immer wieder erneuert wurden. Erinnern wir uns aber der großen städtebaulichen
Maßnahmen Neros, der planmäßigen Bauweise der nova urbs und halten wir daz
neben die Bilder römischer Villen auf pompejanischen Wänden des späten dritten
Stils mit ihrer axiabsymmetrischen Anlage, dann erscheint es fast wahrscheinz
lich, daf durch die Thermen des Nero schon jener Typus der Kaiserthermen
geschaffen worden ist, den wir dann im Grundrif5 der TituszlThermen (Abb. 143)
erhalten haben. Auf beiden Seiten einer Mittelachse liegen die Raume, welche man
nach antiker Badesitte durchlaufen mußte, um Kaltbad, Dampfbad und Heißluftbad
in rechter Reihenfolge durchzumachen. Auf diese Weise entstehen zwei kongruente
Badeanlagen. Dieser planmäßige Grundriß wird nun von dem griechischen Archi-
tekten Apollodoros aus Damaskus bei den Trajans-Thermen (Abb. 143) in einen
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