Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

  
146. Praetorium des Römerlagers in Xanten, Modell in Bonn 
standbild Trajans erhob. Zum ersten Male ist jetzt der Kult des Kaisers das Ziel 
der ganzen Anlage. Wenn auch der Tempel erst von Hadrian vollendet wurde, so 
gehörte er doch wohl schon zu dem ursprünglichen Entwurf des Apollodoros von 
Damaskus, da Tempel und Forum seit Julius Caesar zu einer Einheit geworden 
waren. Es ist nur merkwürdig, daß sich zwischen beide der Hallenbau der Basilika 
Ulpia und die Bibliotheksbauten mit der Ehrensäule schieben. Hier muß ein anderer 
Baugedanke in die Tradition der römischen Kaiserfora Eingang gefunden haben. 
Man hat mit Recht darauf hingewiesen, daß dieser Einfluß aus der römischen Lager- 
architektur stammen muß, von der wir in Castra Vetera bei Xanten ein vorzügliches 
Beispiel aus neronischer Zeit kennen. Dort besteht das Praetorium (Abb. 146) aus 
einem Peristylhof mit Propylon und einer breiten basilikalen Halle, welche sich an 
den Schmalseiten, den Apsiden der Basilika Ulpia entsprechend, zu Fahnenheilig- 
tümern erweitert. „Dieser Zusammenhang wird um so wahrscheinlicher, wenn wir 
uns erinnern, daß Apollodor vor dem Bau des Forums Traian auf dem dakischen 
Feldzug begleitet hat, daß er eine militärische Anlage, die Donaubrücke, gebaut 
hat, und daß die von ihm bekannten Schriften eben den Bau der Donaubrücke 
und x7)wovnmx4 behandeln, also lebhafte militärtechnische Interessen bezeugen“ 
(G. Rodenwaldt, Gnomon 2, 1926, 339). 
In der Ausführung erinnert freilich nichts mehr an die Herkunft dieses Bau- 
plans. Die kostbarsten Steinarten sind verwendet. Der größte Glanz ist hier ent- 
faltet. Alles Gewöhnliche ist von dem Forum verbannt. Es dient ausschließlich der 
Verherrlichung von Kaiser und Reich. Man hat öfter gesagt, das trajanische Forum 
sei bestimmt gewesen, einen bequemeren Verkehr von den republikanischen Stadt: 
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