Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

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Princeps, gebildet worden waren, werden jetzt unter Trajan, dem Princeps Optimus, 
zur sákularen Form (Abb. 150). Der Adler des Jupiter, der Augustus begleitete, und 
die corona civica, welche ihm der Senat weihte, sind auf einem ornamentalen Relief 
des Trajans-Forums, das heute in der Vorhalle von Sancti Apostoli eingemauert ist, 
in einer Weise vereinigt, welche man klassisch nennen möchte: Der Adler steht in 
dem gewaltigen Eichenkranz mit ausgebreiteten Schwingen. Er scheint ihn zu tragen, 
obwohl der Kranz viel größer ist als er selbst, und scheint mit ihm über das Reich 
hinwegzufliegen. Die Festbinden flattern zu seinen Füßen durch die Luft. Doch stellt 
sich die Vorstellung des Fluges nur einen Augenblick ein, solange man die Bewegung 
der Schwingen und der Bänder betrachtet. Denn zugleich wirkt die Ausgewogenheit 
der Komposition beruhigend und sichert den Eindruck einer bleibenden Macht, 
welche sich in Kranz und Adler verkörpert. Stilgeschichtlich gesehen ist die Unruhe 
und Bewegung der Form der letzte Ausklang flavischer Kunst und ist die dekorative 
Ausgewogenheit die neue klassizistische Strömung des zweiten Jahrhunderts. Auf 
der Grenze beider Zeiten steht dieses dekorative Reliefbild, in dem die bildende 
Kunst dem Römischen Reich zur Zeit seiner größten Ausdehnung ihr unvergang 
lichstes Geschenk gemacht hat. 
Unter Trajan erleben die Provinzen einen letzten großen Aufschwung. 
Allenthalben werden Städte und Kolonien gegründet, werden Bauwerke errichtet. 
In den hellenistischen Reichsteilen, also im Süden und Osten, geschieht das in den 
römisch gewordenen Formen des Hellenismus. Schwerer hatte es der Norden, sich 
bildlich auszusprechen und seinen Beitrag zur Reichskunst abzustatten. Hier fehlte 
eine geschlossene einheimische Überlieferung. Es gibt einzelne Werkstätten, die nur 
gelegentlich neues Blut aus der Heimat erhalten haben mögen. In der neuen dakischen 
Provinz scheinen die Kunsthandwerker sogar nur aus dem Kriegstroß zu stammen. 
Das große Siegesdenkmal von Adamklissi in der Dobrudscha (Abb. 151—155) gehört 
in der Grundform seines Entwurfs zur italischerómischen Kunst. Runde ummauerte 
Erdhügel bezeichneten schon die Grabstätten der Etrusker (Abb.10). Auch die 
römischen Gräber des ersten Jahrhunderts, wie das bekannte der Caecilia Metella 
an der Via Appia und das jetzt freigelegte des Augustus bestehen aus gewaltigen 
Steinzylindern mit krönenden Erdpyramiden. Den oberen Abschluß bildeten bei 
den etruskischen Gräbern ein Pinienzapfen, Symbol der Fruchtbarkeit und damit 
der Unzerstörbarkeit des überindividuellen Lebens, bei Augustus die Ehrenstatue 
des Verstorbenen. Das Monument von Adamklissi trägt auf der Spitze des als Zelt- 
dach gebildeten Erdkegels ein Tropaion, stellt also eine eigentümliche Verbindung 
eines Grab- und eines Siegesdenkmals dar, was ohne weiteres verständlich ist, da 
beide Mäler auf dem Schlachtfeld errichtet zu werden pflegen. 
Im Unterschied zu der italischen Herkunft der architektonischen Gestalt hat 
der Reliefschmuck keinen erkennbaren und einen nur schwer nachweisbaren Zu: 
sammenhang mit der klassischen Tradition und der stadtrómischen Kunst. Die 
Reliefbilder mit Kümpfen und mit Bildern von Gefangenen sind ebenso kühn wie 
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