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178. Apotheose von Antoninus und Faustina, vom Sockel der Ehrensäule für Antoninus. Vatikan
Hand entglitten und sind verlorengegangen; auch fehlt die Gestalt eines gefesselten |
Barbaren unter dem Huf der rechten Vorderhand des Pferdes. Sie ist es aber gerade, |
welche den Sinn des Werkes enthält und enthüllt. Der Unterworfene steht hier als |
pars pro toto für alle Völker, welche sich der römischen Herrschaft nicht beugen. |
Triumphierend schreitet über sie der stolze Tritt des Pferdes hinweg, das den
Kaiser trägt, ihn, der sich mit der Gebàrde der adlocutio an seine Soldaten, sein
Volk und an die Welt wendet, wie es schon Augustus in der Panzerstatue von Prima
porta (Abb.87) getan hat. Der Kaiser ist nicht in der Schlacht, überhaupt in keiner
realen Situation gegeben. Er ist hier der Repräsentant des römischen Imperiums
schlechthin. Dadurch wird die individuelle Erscheinung des Marcus in eine über:
persönliche Sphäre erhoben. Die Porträtzüge nehmen jedoch an dieser Erhebung
nicht teil. Sie sind ebenso schlicht und menschlich unmittelbar, als ob es sich um
einen Privatmann handelte. Das Antlitz hat etwas Grüblerisch-Verschlossenes,
etwas Gütiges und Freundliches. Es gehört einem Wahrheitssucher, den ein un-
begreifliches Geschick an die Stelle tatigster Entscheidungen gestellt hat. Aus dieser
Spannung empfänst das Werk sein cigentumliches Leben. Der Kaiser ist keine
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