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241. Geburtskirche in Bethlehem, Wiederherstellung nach Vincent
zuriick die Erloserkirche im Lateran, die Basiliken des Apostels Paulus und des
heiligen Laurentius, vor allem aber die gewaltige, 100 X 27 Meter messende Peters:
basilika (Abb. 239). Sie hat einen einfachen Grundriß: fünfschiffige Halle, am Ende
das Presbyterium in der Apsis mit dem Altar davor. Unverkennbar ist, daß hier
der Bauplan der pompejanischen Marktbasilika aus dem zweiten Jahrhundert
(Abb. 34—35) in genetischer Entwicklung fortgeführt worden ist. Nur ist an die Stelle
des Tribunals der Altar getreten. Neuartig allein ist.das Querschiff mit dem von
zwei ionischen Säulen getragenen Triumphbogen. Vielleicht erforderte der Kult
eine solche Neuerung. Denn die konstantinischen Kirchen sind nur teilweise als
Versammlungsräume zu verstehen, in denen die Lehre ausgebreitet wurde; sie sind
vor allem Kultmale an Denkstätten. In Rom erheben sich die Kirchen über Apostel:
und Märtyrergräbern. In Palästina, wo gleichfalls eine rege kirchliche Bautätigkeit
einsetzt, sind die Bauten an Orten errichtet, wo Geschichten aus dem Leben Jesu
spielten: auf Golgatha und dem Ölberg, auf dem Berg Sion, im Tal Mambre und an
dem See Tiberias, in Nazareth und in Bethlehem. An der Geburtskirche in Beth-
lehem kann man besonders gut beobachten, wie stark die alte basilikale Bauform
durch Anknüpfung an örtliche Kultgebräuche verändert werden konnte.
Die Kirche über der Geburtsgrotte ist eine fünfschiffige Säulenbasilika, welche
man durch ein Atrium betritt (Abb. 240—241). Auf eine besondere Raumwirkung
durch Anwendung der Gewölbekonstruktion ist auch hier bewußt Verzicht geleistet.
Ebenso wie bei der Peterskirche in Rom war die basilikale Halle dazu bestimmt,
eine große Menschenmenge aufzunehmen und sie an Predigt und Kulthandlung teil-
nehmen zu lassen. Die besondere und merkwürdige Form des oktogonalen ,Chores’
geht jedoch auf den Ursprung des Heiligtums zurück. Hier ist etwas vom Wesen
der legendären Höhle erfaßt und in die künstlerische Gestalt eines vielgliedrigen
Raumes gebracht. Auf diese Weise entstand eine Form, welche in dem justinianischen
Umbau als trikonchale Anlage eine weitreichende geschichtliche Entwicklung be-
gründete, nachdem sie von ihrem Ursprungsort abgelöst und als selbständige Kunst-
form weitergegeben und weitergebildet worden war.
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