Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

  
  
  
  
  
  
  
36. Grundriß der Stabianer Thermen. Pompeji 
wiesen. Für das öffentliche Gerichtswesen, das ursprünglich wohl auch auf dem 
Forum seinen Platz hatte, wird ein eigenes Gebäude geschaffen. Es ist die Basilika, 
welche mit ihrer Schmalseite an der Südwestecke des pompejanischen Forums liegt 
und welche das älteste auf die Richtung der Säulenhallen bezogene Gebäude am 
Forum ist (Abb. 34). 
In Rom ist schon im Jahre 185 von Cato die älteste Basilika angelegt worden, 
und auf das Jahr 179 ist die erste Basilica Aemilia datiert. Aber von diesen beiden 
stadtrómischen Basiliken ist nichts erhalten, so daf die pompejanische Basilika 
der àlteste bisher bekannte Bau dieser Gattung ist. Zweistóckige Sáulenhallen um: 
geben einen langgestreckten Hof, welcher an einer Schmalseite den auf ein Podium 
gestellten Einbau einer zweistóckigen Loggia, das sogenannte Tribunal, besitzt 
(Abb.35). Der Eingang liegt gegenüber an der anderen Schmalseite. Ob dieser Hof 
überdacht war, ist nicht sicher. Aber selbst wenn er oben offen war, ist er ein Innen: 
raum, und zwar ein Innenraum, dessen Grundrif? eine weitreichende geschichtliche 
Entwicklung begründet. 
Pompeji erlebte im zweiten Jahrhundert seine Blüte, begünstigt durch eine 
glückliche Friedenszeit und durch seine einzigartige Lage an der Grenze der griechi- 
schen und der romischen Welt. Während die griechische Kunst im Mutterland ihre 
Bestimmung erfüllt und ihr Ziel erreicht hatte, entstand in den Randgebieten ihres 
Wirkungsraumes neues Leben. Stärker und eigener als im Osten brach das Neue im 
Westen auf, der ja auch politisch zur Führung übergegangen war. So vereinigte sich 
die Gunst der Lage und der Zeit und ließ in Pompeji eine Stadt entstehen, welche 
nur das Glück dieser Epoche zu spiegeln scheint, während Rom die Sorgen und den 
Kampf ertrug und erst allen Glanz an sich zog, nachdem der Sieg gesichert und der 
augustische Frieden eingekehrt war. 
Das glückliche Pompeji schmückt sich im zweiten Jahrhundert mit festlichen 
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