Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

  
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gelost. Gebraucht werden Ráume zum Auskleiden, Kaltbaden, Warmbaden und 
Schwitzen. Die Wärme darf nicht verlorengehen. Deshalb müssen kleine Fenster 
und geschlossene Räume hergestellt werden; und da das Bad als öffentliches Bad 
Platz für zahlreiche Benutzer haben muß, so dürfen die Räume nicht zu eng sein. 
Diese Forderungen wurden bewältigt durch den Gewölbe: und Kuppelbau, der hier 
zum ersten Male auf abendländischem Boden auftritt. Voraussetzung dazu war die 
Mörteltechnik, welche freilich im Osten, ebenso wie der Bogen, schon lànger be: 
kannt war. Ob hier Beziehungen zu orientalischen Vorbildern bestehen, ist keines: 
wegs erwiesen. Jedenfalls ist es nicht zufállig, daf hier im Lande der heißen Quellen, 
in Kampanien, der Thermenbau zuerst aufkommt, und daß hier in der vulkanischen 
Puzzolanerde ein einzigartiger Baustoff zur Herstellung eines guten Mórtels vorz 
handen war. Die Auffindung, Entdeckung und Anwendung dieses Baustoffs bedeutet 
nichts anderes als die selbständige Erfindung des Mörtels, mogen auch andere 
Länder mit anderen Baustoffen ähnliche Wirkungen erzielt haben. Für den Westen 
darf Kampanien als die Heimat des Mörtels und Pompeji als der Ort seiner ersten 
monumentalen Verwendung gelten. In Rom ist das älteste Mörtelmauerwerk beim 
Podium des Concordia-Tempels vom Jahre 120 nachzuweisen; der Môrtel wird hier 
also zunächst nur an untergeordneter Stelle verwendet. In Pompeji dagegen wird 
er nicht nur für Unterbauten, sondern auch für Wände und Decken gebraucht; und 
da zugleich im Bimsstein und in dem Lavaschaum sehr leichte und luftige Steinarten 
vorlagen, so lief sich damit eine kleine Kuppel, wie sie der spater als Frigidarium 
der Stabianer Thermen verwendete Dampfraum deckt, leicht errichten. 
Der Mortel wurde nicht wie heute als Bindemittel zwischen Schichten von 
estem Stein gestrichen, sondern er wurde mit Steinbrocken vermischt und zu einer 
Masse vereinigt, welche durch Fachwerk oder ein Steingerippe gehalten wurde und 
welche dann durch Verkleidung mit Stuck das Aussehen einer festen Wand erhielt. 
In sullanischer Zeit fehlt das Fachwerkgerüst als innerer Halt der Mauer; statt 
dessen wird das Gußwerk außen durch ein unregelmäßiges Netzwerk aus kleinen 
Steinen zusammengehalten, die in augustischer Zeit durch ein regelmäßiges Stein: 
netz, das sogenannte Opus reticulatum, oder durch Schichten von Ziegeln ersetzt 
werden. Damit ist also im römischen Bauwesen an die Stelle der griechischen 
Quaderwand, wie sie auch im alten Italien üblich war, eine amorphe Wand getreten, 
an die Stelle eines körperhaften Gebildes eine bloße Raumgrenze. Damit ist eine 
Wendung von epochaler Bedeutung vollzogen: Der körperhaft plastischen Gestalt 
der griechischen Baukunst ist die konstruktive Raumform der römischen Baukunst 
gegenübergetreten. 
Der Raum war schon spürbar als ein Element der schöpferischen Unruhe in dem 
alten italischzetruskischen Tempel mit seiner geräumigen Vorhalle und der Spann: 
weite seines Gebälkes. Er sprach mit im Leben der italisch-etruskischen Plastik. Der 
Raum ist es, dem die Plangestaltung der italisch-hellenistischen Plätze gilt. Und der 
Raum hat in der Basilika und in den Thermensälen seine neue und eigene Bauform 
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