57. Amphitheater in Pompeji
rühmt, aus einer Lehmstadt zu einer Marmorstadt und damit ebenbürtig den helle-
nistischen Großstädten des Ostens.
Der italische Hellenismus kommt im 1. Jahrhundert v. Chr. zu neuen architek-
tonischen Lösungen, welche auf der Anwendung des Bogens und der Erfindung des
Mörtelmauerwerks beruhen. Er überwindet jedoch auch in der Architektur nicht
den Gegensatz zwischen konstruktiver Anlage des veitraumigen Entwurfes und der
organisch sinnlichen Erscheinungsform der hellenistisch gebundenen Verkleidung.
Der Zwiespalt zwischen italischer Struktur und griechischer Bildung, welcher in der
Bildniskunst zu so wechselnden Gestaltungen führte, beherrscht auch die Baukunst
des Jahrhunderts unter dem Gegensatz von Konstruktion und Dekoration. Der
Klassizismus des Augustus ist eine Lösung, welche die Entscheidung nur hinaus-
schiebt, ist nur ein Ausweg. Das Problem des Raumes, das schon am Beginn der
römischen Architektur als Aufgabe stand, wird von der römischen Architektur erst
in tlavischer Zeit, also erst in der Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. wieder au£
genommen. Das gibt diesem letzten republikanischen Jahrhundert seine Bedeutung,
daß es das erste der römischen Kunst ist und dafà in ihm das Wesen der rómischen
Kunst seine Grundlage bekommt.
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