Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

  
65. Zimmer aus dem Haus des Fannius Sinistor in Boscoreale. New York 
eine verhängte Tür zu denken ist, mit seiner Weinlaube und seinem Brunnen ein 
idyllischer Prospekt, der zum Satyrspiel passen würde. Vielleicht ermöglichen diese 
drei verschiedenen Prospekte auch nur die drei verschiedenen Abgánge der Schau: 
spieler, aufs Land, ins Haus und in die Stadt. Das sind Fragen der antiken Theater: 
geschichte. Für die Geschichte der antiken Wandmalerei ist nur das eine wichtig, 
daB hier die hellenistische Bühnendekoration verwendet wird, um die kleinen Räume 
italischer Landhäuser auszuweiten. Man kann nicht sagen, daß das eine geschmack: 
lose Übertragung aus einer Welt in eine andere wäre. Es ist vielmehr ganz folge 
richtig aus dem Bedürfnis nach räumlicher Weite entstanden. Auch die zauberische 
Illusion, die Ferne und der schöne Schein der Farben wurde schließlich zum Be: 
dürfnis, das sich dem romantisch erweckten Gefühl aufdrängen mußte, wenn der 
Sinn immer nur auf nüchterne Tatsachen und politisches Geschehen ausgerichtet 
ist. Der romantische Bruch im Verhältnis zur Wirklichkeit, der tief im römischen 
Wesen begründet und verwurzelt ist, tritt deutlich zutage in der Gleichzeitigkeit 
dieser illusionistischen Wanddekoration und der realistischen Bildniskunst der 
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