144 C III. Aufbau im Wirtſchaftsgroßraum
Entwicklung angegeben werden, indem man die öſterreichiſche Außenwirk-
ſchaft vor der Wiedervereinigung und den Anteil schildert, den das Reich
daran hatte. Wir wählen als Stichjahr dafür das Jahr 1936, weil sich im
Außenhandel 1937 ſchon die Auswirkungen des Abkommens vom 11. Juli
1936 — des Auftaktes zur Wiedervereinigung – bemerkbar machten.
2. Der öſterreichiſche Außenhandel im Jahre 1936?).
Die graphiſche Darſtellung des öſterreichiſchen Außenhandels nach
Ländern läßt auf den ersten Blick die Vielseitigkeit der Verflechtung
öſterreichiſchen Wirtschaft mit fremden Volkswirtſschaften erkennen. An der
geſamten öſsterreichiſchen Einfuhr von 1.247 Millionen Schilling und an der
Ausfuhr von 953 Millionen Schilling betrug der Anteil des Reiches an-
nähernd je ein Sechstel. Damit war das Reich im Jahre 1936 wie auch in
den Jahren vorher der stärkſte Außenhandelspartner Öſterreichs. Am näch-
sten kam ihm in der Einfuhr Öſterreichs die Tſchechoſlowakei mit einem
Anteil von 11 v. H und in der Ausfuhr Öſterreichs Italien mit 13 v. H.
Die Anteile aller anderen Länder hielten sich unker 10 v. H. Die wichtigsten
Nachfolgestaaten, d. h. Ungarn und der „Kleine Verband“, nahmen zu-
ſammen nur mehr mit 35 v. H an der Einfuhr und mit 29 v. H. an der
Ausfuhr Öſterreichs keil. Um so größer war die Verflechtung Öſterreichs
mit weitentfernten, überſeeiſchen Volkswirtſchaften geworden.
Auf die einer planmäßigen Großraumwirtſchaft entgegengesehtken
Außenhandelsbeziehungen Öſterreichs wurde ſchon hingewieſen; die Aus-
wirkungen dieſer Tendenz auf den Handelsverkehr mit den Nachbarstaaten
werden noch gezeigt werden. Was hier im beſonderen intereſsiert, iſt die
Gliederung der einstigen österreichiſchen Ein- und Ausfuhr nach Waren-
gruppen und der Anteil, den das Reich im einzelnen daran nahm.
Die Gesamteinfuhr (1.247 Millionen Schilling) läßt zunächst eine Drei-
gliederung in Nahrungsmittel (343), Rohstoffe und Halbwaren (506) und
Fertigwaren (398) erkennen. Der Anteil der reichsdeutſchen Einfuhr wich
in allen drei Gruppen vom Durchſchnitt (16:8 v. H.) stark ab. Für die öſter-
reichiſche Einfuhr von Nahrungsmitteln kam das Reich mit einem Anteil
von nur 1-2 v. H. überhaupt kaum in Frage. Auch sein durchſchnittlicher
Anteil an der Rohſstoffeinfuhr war mit 8:6 v. H. gering; nur bei der Ein-
fuhr von Kohle und Koks (27'6 v. H.) und Kunsldünger (44-2 v. H.) ſpielte
der reichsdeutſche Anteil im Jahre 1936 eine größere Rolle.
Dagegen bestritt das Reich durchſchnittlich 40'8 v. H. der öſterreichiſchen
Einfuhr von Fertigwaren. Dabei zeigt sich, daß bei den zehn, ~ in
dem obigen Diagramm zuuntersſt gezeichneten –~, Ferkigwaren ſogar
50 v. H. (Chemikalien) bis 90 v. H. (Bücher) der öſterreichiſchen
Einfuhr aus dem Reiche kamen. Der Wert der geſamten Einfuhr
Österreichs aus dem Reiche betrug 210 Millionen Schilling. Allein mit
jenen zehn Fertigwarenpoſitionen lieferte das Reich Werke von 110 Mil-