78 B II. Lebenshaltung und Geburtenrückgang
Dementsprechend wurden auch nirgends verhältnismäßig mehr uneheliche
Kinder geboren als in Öſterreich, wo durchſchnittlich jedes vierte Kind
unehelich zur Welt kam. Die Folge dieſes sozialen Verfalles war, daß
Öſterreich die niedrigsten Geburtenziffern der Welt aufwies.*)
Fügt man ſchließlich all dem noch hinzu, daß Öſterreich unter allen
Staaten der Erde weitaus die höchsten Selbstmordziffern erreichte?o), dann
begreift man auch die erſchütternde Erklärung des Führers, daß „der
ſtärkſte Beweis für das Fehlen der Lebensvorausſetungen in der Ent-
wicklung der Geburten- und Todesziffern“ lag. Aus biologiſchen Gründen
ergab sich die zwingende Schlußfolgerung: „Dieſes Land kann auf die
Dauer ohne das Reich nicht leben.“ (A d o lf Hit le r in Wien am Tage
des Großdeutſchen Reiches.)
*) Anmerkung während der Drucklegung:
Um so überwältigender kam die Lebensfreude und das wiedergewonnene Ver-
trauen in die Zukunft in der unerhörten Steigerung der Heiratszahlen nach
der Wiedervereinigung zum Ausdruck: Gegenüber dem Jahresdurchſchnitt von
45.000 Ehen während der fünfjährigen öſterreichiſchen Diktatur, wurden im
Jahre 1938 nicht weniger als 90.000 und im Jahre 1939 118.000 Ehen geſchlossen.
Die gleichzeitig einſeßende Steigerung der Geburtenzahl iſt in ihrem unver-
gleichlichen Ausmaß, nach der säkularen Entwicklung des seit der Jahrhundert-
wende fast ununterbrochenen Geburtenrückganges, geradezu ein elementares
Ereignis im Leben unseres Volkskörpers!9); Im Jahre 1939 wurden in der Oſt-
mark (ohne ſudetendeutſche Gebiete) nicht weniger als 139.000 Kinder geboren.
Das ist im Vergleich zu den letzten Jahren vor der Wiedervereinigung eine Stei-
gerung um mehr als 60 v. H. Mit der dementſprechenden Geburtenziffer von
21°%/0oo hat die Ostmark bereits den Durchſchnitt des übrigen Reichsgebietes er-
reicht. Allein in Wien hat ſich die Geburtenzahl mehr als verdoppelt, ſo daß die
Geburtenziffer im Jahre 1939 ſchon 15%%00 betrug. Die übrigen Reichsgaue der
Ostmark haben mit einer durchſchnittlichen Geburtenziffer von 23% den Reichs-
durchschnitt schon überboten. Sofern dieſe Ziffern in den nächsten Jahren gehalten
werden, iſt der Bestand der Volkszahl in der Ostmark mit Ausnahme von Wien
gesichert.