Kohlehydrate. 179
ment, wie es der Diabetes melitus darstellt, sehr willkommen. Winkt doch
die Aussicht, dab durch die Erforschung dieser Krankheit und insbesondere
ihrer Ursachen Licht über den normalen Ablauf des Kohlehydratstoff-
wechsels verbreitet wird.
Man darf allerdings, dassei hier gleich mit voller Schárfe hervorgehoben,
nicht ohne weiteres die an bestimmten Tieren gemachten Beobachtungen auf
den Menschen übertragen und umgekehrt, die beim Diabetes melitus des
Menschen erhaltenen Befunde ohne weiteres mit entsprechenden Zuständen bei
Tieren in Parallele stellen. Die Erfahrung hat zwar gezeigt, daß der Stoff-
wechsel bei allen Tieren von den gleichen Grundgesetzen beherrscht wird,
es finden sich jedoch in den Einzelheiten, wie ein Stoff verwendet, umge-
wandelt und abgebaut wird, zum Teil recht erhebliche Unterschiede.
Vor allem ist zu berücksichtigen, daß ein Karnivore, der auf große Fiweil)-
und geringe genuine !) Kohlehydratmengen eingestellt ist, sich anders ver-
halten kann, als ein Herbivore und auch als ein Omnivore. Nur unter exak-
tester Berücksichtigung aller einzelnen Momente dürfen Beobachtungen, die
an verschiedenen Tierarten gewonnen sind, vergleichend verwertet werden.
Nicht außeracht lassen darf man ferner bei allen experimentell erzeugten
TS ie Schädigungen des Stoffwechsels oder ganz allgemein von bestimmten Funk-
: Js tionen, daf die Natur. im allgemeinen die Störungen bestimmter Art all-
Tom mählich hervorgehen läßt. Es kann Jahre dauern, bis ein Versagen eines
panem Organes vol in Erscheinung tritt. Unterdessen können alle möglichen
her. Kompensationserscheinungen sich eingestellt haben oder aber, es sind mehr
e det und mehr auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei
aid den experimentell herbeigeführten Ausfallserscheinungen stellen wir den
anten Organismus ganz plótzlich vor ganz neue Verháltnisse. W ill man das Band
jedoch zwischen Pathologie und experimenteller Forschung enger knüpfen, dann
TR muß unser Bestreben darauf gerichtet sein, Methoden zu ersinnen, die es
ol ic uns ermöglichen, bestimmte Organe allmählich auszuschalten oder noch
3 besser nur bestimmte ihrer Funktionen zum Versagen zu bringen.
irische : Trotz gewaltiger Anstrengungen ist es bis heute noch nicht gegliickt,
)rgane die Ursachen des Diabetes melitus restlos zu erkennen. _ Wir wissen in
IG eill- der Hauptsache nur, daf) eine Hyperglukoplasmie vorliegt. Ein ganz wesent-
sehsels liches Hindernis in der Erforschung. des Diabetes melitus bildet ohne
stade Zweifel der Umstand, daß wir nicht in der Lage sind, einwandfrei zu
i WIE entscheiden, ob dem Symptom der Hyperglukoplasmie und der Glukosurie
abhäu- eine einheitliche Ursache zugrunde liegt. Zwar wissen wir, daß es recht
wirk. verschiedene Formen von Diabetes melitus gibt. Wir unterscheiden leichte
inden und schwere Formen. Diese sind durch alle Ubergéinge untereinander
P den verknüpft. Unter einer leichten Form verstehen wir eine Glukosurie, die
zurückgeht, sobald man die Kohlehydratzufuhr einschràánkt. Ja, oft genügt
Leistung körperlicher Arbeit, d. h. eine stürkere Inanspruchnahme der
Kohlehydrate, um eine bestehende Glukosurie zum Verschwinden zu brin-
gen.?) Bei den schweren Formen dauert die Zuckerausscheidung auch dann
els, so
ixperi-
^uckers.
Chimie. !) ,Genuin“ soll hier heifen, mit der Nahrung zugeführte Kohlehydrate, zum
Unterschied von dem Zucker, den sich der Organismus selbst aus bestimmten Amino-
süuren und vielleicht auch aus Bausteinen der Fette bereitet.
?) Es sei auch an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß gewiß mancher Fall von
. Alean, ,rasch vorübergehendem“ Diabetes unrichtig diagnostiziert und durch Glukuronsäure
vorgetäuseht ist. Vgl. S. 37ff., vgl. ferner z. B. Paul Mayer : Berliner klin. Wochenschr.
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