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182 IX. Vorlesung.
Zuckerzentrum mit seinen Zellen ununterbrochen Reize zugeleitet. Sie
sind bis zu einer gewissen Grenze zu schwach, um einen Erfolg zu haben
Erst wenn die „Reizschwelle“ erreicht oder überschritten ist, macht sich
das Zuckerzentrum geltend. Bald wird ein Abbau, bald ein Aufbau von
Glykogen eingeleitet.
Das Zuckerzentrum kann nun unter Umständen sich in einem
labileren Zustande befinden. Es genügen Reize, die weit unter der normalen
Schwelle liegen, um die Leberzellen zu veranlassen, ihr Glykogen abzu-
bauen, ja es ist denkbar, daß das Zuckerzentrum sich dauernd in Er-
regung befindet. Die Leberzellen sind dann als Glykogenspeicher mehr
oder weniger ausgeschaltet. Diese Art der Hyperglukoplasmie mit nach-
folgender Glukosurie würde etwa jenem Zustande an die Seite zu stellen
sein, den wir nach erfolgreichem Zuckerstich eintreten sahen. Auch diese
Art des Diabetes könnte in Heilung übergehen, sobald das Zuckerzentrum
sich wieder auf die Norm einstellen würde. Selbstverständlich könnte die
Ursache einer derartigen Hyperglukoplasmie auch an anderen Stellen der
Wechselbeziehungen zwischen Zuckerzentrum und Leber sich finden. Man
hat sogar an eine allgemeine erhöhte Erregbarkeit des N. sympathicus-
gebietes gedacht!) und manche Fälle von Diabetes melitus ganz diesem
Nervensystem zur Last gelegt. Die Möglichkeit, daß tatsächlich vom
N. sympathicus aus eine Abartung des Zuckerstoffwechsels bedingt werden
könnte, würde um so verständlicher werden, wenn die vorliegenden Angaben,
wonach im Zwischenhirn ? und in vielleicht noch höher organisierten
xehirnteilen sich Zentren finden, die den Kohlehydratstoffwechsel be-
herrschen, weitere Bestátigungen finden. Eigene Beobachtungen stützen
die gemachten Befunde. Schließlich könnte man auch an ein eigentliches
Sympathicuszentrum denken, das alle Bahnen des N. sympathicus
direkt oder indirekt beherrscht. Das sogenannte Zuckerzentrum in der
Medulla oblongata wire in diesem Falle entweder ein Zentrum zweiter
Ordnung oder aber der Zuckerstich trifft Bahnen, die vom Zentrum erster
Ordnung herabsteigen, um ins Rückenmark und von da durch die vorderen
Wurzeln zu den sympathischen Ganglien bew. zum Grenzstrang zu ge-
langen. Die Störung einer einzigen Stelle, nämlich des Zentrums erster
Ordnung, würde dann die mannigfaltigen Folgen erklären. Diese Möglichkeit
fordert zu weiteren Studien über die zentralen Sympathicusbahnen auf.
Da das Zuckerzentrum Beziehungen zur Nebenniere hat, so besteht
auch die Möglichkeit, daß von ihr Störungen des Zuckerstoffwechsels aus-
gehen können, und man von einem adrenalen Typus des Diabetes melitus
sprechen kann. Alle in der Vorlesung VII erörterten Beziehungen zwischen
Zuckerzentrum, Nebennieren und Leber kommen hier in Betracht.
je] der Besprechung der Zuckerstichglukosurie gedachten wir auch
des Einflusses von intravenós zugeführter Kochsalzlósung. Wir lernten eine
Form von Glukosurie kennen, bei der die vermehrte Durchlässigkeit
der Nierenepithelien für Glukose eine Rolle spielte. Besonders klar
liegen die Verhältnisse bei den Seite 164 angeführten Beobachtungen,
wonach es möglich ist, die Dichtigkeit der Glomerulusepithelien für Glukose
innerhalb gewisser Grenzen nach Belieben zu erhöhen oder zu erniedrigen
Y) Claude Bernard schrieb dem Nervensystem schon eine große Rolle beim
Diabetes melitus zu. Vgl. auch W. Falta: Zeitschr. f. klin. Med. 66. H. 5/6 (1908).
?) B. Aschner: Pflügers Archiv. 146. 114 (112).