Full text: Die organischen Nahrungstoffe und ihr Verhalten im Zellstoffwechsel (1. Teil)

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Eiweiüstoffe und ihre Bausteine. 499 
und Kadavern von Vógeln. Gewaltige Ansammlungen dieser Produkte 
finden sich auf den fast regenfreien Küsteninseln Perus. Diese Quellen an 
gebundenem Stickstoff sind leicht erschöpfbar. 
Die Steinkohle ist bis jetzt noch in ganz ungenügender Weise als 
Stiekstoffquelle verwendet worden. Die größte Bedeutung hatte bisher 
der Salpeter für die Landwirtschaft. Er verdankt seine Entstehung nitri- 
fizierenden Bakterien. Es finden sich namentlich in Chile große Lager 
von Natronsalpeter. Sie sind jedoch auch erschöpfbar! Immer mehr Länder- 
strecken werden vor allem in Amerika einer stärkeren Ausnutzung zu- 
geführt. Infolgedessen werden auch immer mehr Düngemittel verlangt. Man 
hat ausgerechnet, daß etwa in 25 Jahren die Salpeterlager erschöpft sein 
werden. Es ist dies unwahrscheinlich, denn einmal ist es schwer feststellbar, 
wie der Bedarf sich verhält, und wie groß die vorhandenen Lager in Wirk- 
lichkeit sind. Ferner findet immer wieder Neubildung von Salpeter statt. 
Immerhin wird der natürlich vorkommende Salpeter in absehbarer Zeit 
lange nicht mehr allen Anforderungen genügen können. 
Diese Tatsachen mußten eine große Beunruhigung hervorrufen. Man 
begann auszurechnen, wie lange die Lebewesen auf der Erde noch Daseins- 
bedingungen finden werden. Eine fortschreitende Abnahme des Vorrates an 
gebundenem Stickstoff müßte schließlich zu einer starken Beschränkung der 
Einwohnerzahl führen. Sie müßte so lange zurückgehen, bis die natürlichen 
Quellen an gebundenem Stickstoff wieder ausreichen und die Mitarbeit der 
freien Stickstoff assimilierenden Lebewesen genügen würden. Von diesen 
Jesichtspunkten aus künnte man die Frage aufwerfen, ob die modernen 
estrebungen der Hygieniker für die weitere Zukunft zweckmüfig seien. 
Wir bekämpfen die Mikroorganismen und suchen ihnen die Existenz- 
bedingungen zu nehmen. Manche dieser Lebewesen begnügen sich nicht 
damit, den toten Organismus zu zerstören und in seine Elemente zu zerlegen. 
Viele davon greifen vielmehr lebendes Gewebe an und geben ungezählte 
Organismen frühzeitig dem Kreislauf der Elemente zurück. Wir nehmen 
den Kampf gegen diese Lebewesen auf. Wir suchen die Lebensdauer 
des Menschen zu verlängern. Auch die Haustiere fügen wir nicht mehr 
dem Kreislauf der Elemente ein. Sie werden zunächst verzehrt und die 
aus ihnen hervorgehenden Stoffwechselendprodukte verbrannt. Überall 
schädigen wir im Interesse der Gegenwart und des einzelnen Individuums 
Vorgünge, die sich im Laufe der Jahrtausende ausgebildet und zu einem 
Zustand geführt haben, bei dem Mangel an gebundenem Stickstoff kaum 
bestand. : 
Es ist ganz verständlich, daß unter diesen Umständen immer mehr der 
Wunsch sich geltend machte, es möchte eine Zeit kommen, in der der tierische 
Organismus und insbesondere der Mensch nicht mehr in so hohem Maße von der 
Pflanzenwelt in Abhängigkeit stehen würde, wie es bis jetzt der Fall war. Immer 
wieder wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, es möchten Mittel und Wege 
aufgefunden werden, um die organischen Nahrungsstoffe künstlich darzu- 
stellen. Wie wir bald vernehmen werden, ist dieses Problem viel rascher, als 
man glaubte, im Prinzip gelöst worden. Seine Lösung hat aber eindringlich 
und klar bewiesen, daß wir niemals der Pflanzen werden entraten können. 
Einmal liefern sie uns die Nahrungsstoffe viel billiger und dazu noch in 
viel zweckmäßigerer Form, als die Technik sie jemals hervorbringen kann. 
  
  
 
	        
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