Full text: Die organischen Nahrungstoffe und ihr Verhalten im Zellstoffwechsel (1. Teil)

  
  
  
  
  
  
  
  
130 XXI. Vorlesung. 
Unser ganzes Bestreben muf daher darauf gerichtet sein, den Pflanzen 
ind besonders den Küulturgewüchsen müglichst günstige Bedingungen zu 
ihrem Wachstum zu schaffen. Gelingt es uns, sie durch künstliche Maßnahmen 
besser zu ernähren, dann ist zugleich die Ernührungsfrage für denm .tieri- 
schen Organismus in der denkbar besten Weise gelöst. Nicht derjenige, 
ler im Laboratorium künstliehe Nührmittel für das Tier und 
den Mensehén erzeugt, lóst das Problem der Ernührung des 
Menschen- und Tiergeschleehtes für alle Zeiten, sondern der- 
jenige, der der Pflanze hilft, die ihr zur Verfügung stehenden 
L;nergiequellen mógliehst rationell auszunützen und ihr zugleich 
ausreichende Nahrungsstoffe zuführt. 
Es ist denn auch der Technik gelungen, der Gefahr der Verarmung 
des Bodens an gebundenem Stickstoff wirksam zu begegnen. Es waren ver- 
schiedene Wege erfolgreich. Einmal läßt sich der Stickstoff der Luft, der 
uns ja in unermeßlichen Mengen zur Verfügung steht, bei hohen Tem- 
peraturen mit Sauerstoff zu NO vereinigen. Daraus bildet sich dann 
NO,, das beim Einleiten in Wasser oder Alkalilaugen salpetrige Säure 
bzw. Nitrite und ferner Salpetersáure bzw. Salpeter liefert. Praktisch wird 
die Oxydation des Stickstoffs mittelst Elektrizität herbeigeftihrt.") Es ist 
dies die gleiche Art der Stickstoffbindung, wie sie bei elektrischen Ent- 
ladungen. in der Atmosphäre (Blitz) stattfindet. Es ist ferner gelungen, 
Stickstoff und Wasserstoff unter hohem Druck und Anwendung 
von Katalysatoren direkt zu vereinigen.?) Dieses Verfahren ist das 
in Deutschland führende. Man hat ferner zur Bindung von Stickstoff von der 
Tatsache Gebrauch gemacht, daß er unter geeigneten Bedingungen sich mit 
Metallen zu Nitriden verbindet.) Aus diesen läßt sich der Stickstoff in 
Form von Ammoniak abspalten. Schließlich sei noch eines Verfahrens Er- 
wähnung getan, das bis vor kurzem das am meisten angewandte war. Es 
beruht auf der Eigenschaft der Karbide, Stickstoff zu binden.‘) 
Kalziumkarbid liefert z. B. mit freiem Stickstoff unter Abscheidung von 
Kohlenstoff das Kalksalz des Zyanamids, CN . NH,: 
Ca C, + N, = Ca CN, + C. 
Der Stickstoff des Kalziumzyanamids lüft sich mittelst gespannten 
Wasserdampfes leicht in Form von Ammoniak abspalten: Ca CN, + 
3 H, O — Ca CO, + 2NH;. Meistens wird das Gemisch Ca . CN, + C direkt 
als Düngemittel verwendet. Zahlreiche Studien sind über sein Verhalten 
im Boden und seine Verwertbarkeit angestellt worden.5) 
*) Georg Erlwein: Elektrotechnische Zeitschrift. Heft 2 und 3. 1907. Weitere 
Literatur bei Eduard Donath und Karl Frentzel: Die technische Ausnutzung des atmo- 
spärischen Stickstoffs. F. Deuticke. Leipzig-Wien 1906. — C. Frenzel: Fortschritte der 
Naturwissenschaften 2. 242 (1911). 
?) Haber und van Oordt: Zeitschr. f. anorgan. Chem. 43. 111 (1905); 44 341 
(1905); 47. 42 (1906). 
?) Haber und van Oordt: Zeitschr. f. anorgan. Chemie. 44. 341 (1905). — Lipski: 
Zeitschr. f. Elektrochemie. 15. 189. (1909). 
*) G. Erhwein: Zeitsehr. f. angewandte Chemie. 16. 533 (1903). — Adolph Frank: 
Ebenda. 16. 536 (1903); 19. 835 (1906). — Otto N. Witt: Chem. Industrie. 98. 699. (1905). 
?) Vgl. z. B. F. Lóhnis: Zentralbl. f. Bakt., Parasitenkunde u. Infektionskrankh. 9. 
871 (1906). — O. Schänherr: Chemiker-Ztg. 32. 578 (1908).
	        
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