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Eiweifstoffe und ihre Bausteine. 543
auch Plasmaproteine neu gebildet werden. Woher stammen diese Eiweif-
stoffe?. Welche Beziehungen unterhalten ferner die Kórperzellen zu den
Eiweiüstoffen des Blutes und iusbesondere zu denen des Plasmas?
Im allgemeinen stellt man sich vor, daß das Blut die Nührlósung
der Zellen der Gewebe darstellt. Es ergünzt seine Vorrüte entweder vom
Darme aus oder aber von den Reservestütten. Organische Nahrungsstoffe
der Korperzellen sind in erster Linie Traubenzucker, die Bausteine der
Fette und Aminosäuren. Kommen nun auch die Eiweißstoffe des Plasma-
als solche in Frage? Es ist dies im höchsten Grade wahrscheinlich. Viel-
leicht stellen bestimmte Plasmaeiweißkörper eine Art von Reserveeiweiß dar,
das angegriffen wird, wenn irgendwo Bedarf an Aminosäuren ist und gerade
keine solehen vom Darme aus zur Verfügung gestellt sind. Die dem Plasma
entnommenen Proteine würden dann wieder ergünzt, sobald Eiweib zur
Verdauung gelangt. Die Bildung dieser Proteine könnte sich sehr wohl
in der Darmwand vollziehen. Ihre Bildung wäre vom Bedarf des Blutes
an solchen abhängig. Diese Annahme würde erklären, weshalb man nicht
ohne weiteres eine Synthese von Eiweiß in der Darmwand feststellen kann,
wenn man ein Gemisch von Abbaustufen aus solchem und insbesondere
Aminosäuren in den Darm einführt. Abgesehen davon, daf der ,über-
lebende“ Darm nur sehr kurze Zeit als normal funktionierend anzusehen
ist, sind die Bedingungen zur Eiweißbildung noch gänzlich unbekannt.
Sie können daher im Reagenzglasversuch auch nicht nachgeahmt werden.
Es ergibt sich ohne weiteres aus der Art der Darstellung unserer
Kenntnisse des Verhaltens der vom Darm aus resorbierten Eiweißabbau-
produkte, daß sie noch außerordentlich lückenhaft sind. Wir würden einen
großen Fehler begehen, wenn wir den qualitativen Befund von Amino-
säuren im Blute und die Feststellung, dab ihre Menge während der Eiweiß-
verdauung ansteigt, jetzt schon als Beweis dafür hinstellen würden, daß
vom Darm aus den Zellen ausschließlich solche zugeführt werden. Es dürfte
nach den bis jetzt vorliegenden Ergebnissen das folgende Bild über das
Schieksal der vom Darm aus aufgenommenen Eiweißabbauprodukte den
wirklichen Verhältnissen am besten entsprechen.
Der stufenweise, durch die Wirkung der Fermente des Pankreas-
und Darmsaftes herbeigeführte Abbau der Peptone im Darmkanal führt
zu Produkten, die zur Resorption geeignet sind. Es entstehen immer nur
von Augenblick zu Augenblick kleine Mengen davon. Entweder geht der
Abbau schon im Darmkanal bis zu Aminosäuren, oder er wird nach er-
folgter Aufnahme von noch zusammengesetzten Produkten in der Darm-
wand vollendet, sofern sich keine Eiweifsynthese in dieser ansehliebt.
Die gebildeten Aminosüuren werden dem Blute übergeben. In diesem
werden sie der Leber zugeführt und von da ganz oder je nach dem
eigenen Bedarf teilweise auf dem Blutweg den übrigen Geweben über-
mittelt. Alle Zellen des Organismus — aueh die Zellen des Blutes —
nehmen Aminosäuren auf. Dadurch sinkt der Gehalt. des Blutes an diesen.
Der Darm entläßt weitere Mengen von einfachsten Bausteinen der Proteine.
Wieder greifen die. Gewebszellen ein. Schließlich haben die Zellen ihren
Bedarf gedeckt. Sie haben „Lücken“ ausgefüllt, das Umsatzeiweiß ergänzt
oder ganz ersetzt, Zellbausteine neu aufgebaut, Sekret- und. Inkretstoffe
in, Arbeit genommen usw. Infolgedessen werden nun dem Blute keine
Aminosäuren mehr entzogen. Es müßte jetzt zu einer Anhäufung von