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Nukleoproteide. Nukleinsáuren und ihre Bausteine. 645
namentlich auf Eisen. Vorlàufig läßt es sich nicht entscheiden, ob diese
anorganischen Stoffe dem Bau der Nukleoproteide angehóren, oder ob sie
Verunreinigungen darstellen.
Genauer studiert sind Nukleoproteide aus der Thymusdrüse!), der
Schilddrüse?), aus Pankreas?) aus der Nebenniere*, aus der Leber»)
dem Gehirn usw.^) Ferner sind aus den Kópfen der Spermatozoén")
solche dargestellt worden. Besonders die Lachsspermatozoénkópfe sind ein-
gehend untersucht worden. Sie enthalten im entfetteten Zustand ungefähr
60%, Nukleinsäure, 35°, Salmin und 2:5*?/, anorganische Stoffe.
Während, wie schon betont, die Nukleoproteide als solche im allge-
meinen nicht so charakterisiert werden können, daß eine bestimmte Vor-
stellung über ihren Aufbau möglich ist, so sind dagegen unsere Kennt-
nisse über die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Nuklein-
säuren viel bessere. Wir werden uns hauptsächlich mit diesen Verbin-
dungen und ihren Bausteinen befassen. Über die Proteinanteile der
Nukleoproteide können wir nämlich nichts aussagen, was wir noch nicht
erwähnt hätten. Sie unterliegen im Magendarmkanal dem gleichen Abbau,
wie die als solche aufgenommenen Proteine. Im Zellstoffwechsel erleiden
sie auch die gleichen Umwandlungen. Bei den Nukleinsäuren dagegen
stoßen wir auf Verbindungen, die zu ganz eigenartigen charakteristischen
Stoffwechselprodukten führen.
Die Nukleinsäuren haben, wie ihr Name besagt, saure Eigen-
schaften. Ihre typischen Bausteine sind Purinbasen und Pyrimidinbasen.
Ferner enthalten sie eine Kohlehydratgruppe und Phosphorsäure.
Die Nukleinsäuren sind bis jetzt als solche nicht in Kristallform erhalten
worden. Sie lösen sich in Wasser und ferner in Alkalien. Sie lassen sich
aus ihren Lösungen durch Mineralsäuren abscheiden. Mit Schwermetall- -
salzen und Erdalkalien bilden sie in Wasser unlösliche Salze.
Ehe wir zur Besprechung der Konstitution der Nukleinsäuren über-
gehen, wollen‘ wir uns mit- dem Aufbau der einzelnen ihrer Bausteine
befassen, und uns erst dann die Frage vorlegen, wie diese unter sich
verknüpft sind. Wir beginnen mit der Besprechung der Purinbasen. Es
sind bei den bisher untersuchten Nukleinsäuren zwei verschiedene Ver-
bindungen der Klasse der Purine aufgefunden worden, nämlich das Adenin
und das Guanin. Man hat sie auch als Aminopurine bezeichnet. Sie
stehen in nächster Beziehung zu der bereits besprochenen Harnsäure. Sie
enthalten, wie diese, den Purinkern:
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