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Nukleoproteide. Nukleinsáuren und ihre Bausteine. 665
Verbindungen finden sich in Wickensamen und im Rübensaft.) Vizin
liefert bei der Hydrolyse 2 Moleküle Glukose und 4, 6-Dioxy-2, 5-diamino-
pyrimidin.?)
Der tierische Organismus nimmt mit seiner Nahrung stets alle Be-
standteile der Nukleoproteide auf. An eine direkte Überführung der so
außerordentlich komplizierten Verbindungen in seine Zellen ist nicht. zu
denken. Es muß auch bei dieser Klasse von Verbindungen ohne jeden
Zweifel dem Umbau ein Abbau vorausgehen. Unsere erste Aufgabe ist,
festzustellen, an welchem Orte im tierischen Organismus die Zerlegung der
mit der Nahrung aufgenommenen Nukleoproteide einsetzt.
In der Mundhöhle findet keine chemische Veränderung der Nukleo-
proteide statt. Der Speichel verfügt über keine Stoffe, die einen Abbau
dieser Verbindungen herbeiführen können. Im Magen dagegen verändern
sie sich. Es ist noch nicht festgestellt, auf welche Art und Weise unter
der Wirkung des Magensaftes Eiweiß aus den Nukleoproteiden abgespalten
wird. Wir wissen nur, daß ein Teil des in diesen Verbindungen gebundenen
Kiweißes bereits im Magen frei wird. Es verbleibt ein unlösliches Produkt,
Nuklein genannt. Das abgespaltene Protein wird von Pepsin bzw. Lab-
ferment in Pepton verwandelt und verhält sich den Fermenten des Magen-
darmkanals gegenüber wie jedes andere Eiweiß Das Nuklein erfährt im
Darmkanal eine weitere Spaltung. Es wird der Rest des noch an die
Nukleinsáure gebundenen Eiweifes abgespalten und vom Trypsin weiter
zerlegt. Auch hier wissen wir noch nicht, welches Ferment die Spaltung
des Nukleins in die Eiweifanteile und die Nukleinsàáure vollzieht.
Es interessiert uns ganz besonders, zu erfahren, was aus der frei
gewordenen Nukleinsáure wird. Man glaubte, daf sie unverändert zur
Resorption komme. Reagenzglasversuche zeigten jedoch bald?) daf zwar
der reine Pankreassaft kaum eine Wirkung auf die Nukleinsäuren hat*),
dagegen vermag der Darmsaft diese Verbindungen in einfachere Kom-
plexe zu spalten.?) Diese Wirkung kommt einem besonderen Fermente, der
Nukleinazidase oder auch Polynukleotidase?*) genannt, zu. Es bildet
aus der Nukleinsáure Nukleotide. Ob der Abbau über die Bildung
wasserlóslicher Nukleotide hinausgeht und z. B. zu Nukleosiden führt, ist
1) O. v. Lippmann: Ber. d. Deutschen Chem. Gesellsch. 29. 2653 (1896). .
?) P. A. Levene: Journ. of Biol. Chem. 18. 305 (1914); .25. 607 (1916). — Vgl.
auch Emil Fischer: Ber. d. Deutschen Chem. Gesellsch. 47. 2611 (1914). — E. Winter-
stein: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 105. 258 (1919).
?) Emil Abderhalden und Alfred Schittenhelm: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 47.
452 (1906).
^) Fritz Sachs: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 46. 337 (1905). — Emil. Abderhalden
und Alfred Schittenhelm: l. c. Zitat*). — P. A. Levene und F. Medigreceanu : The Journ.
of Biol. Chem. 9. 375 (1911). — E. S. London, Alfred Schittenhelm und K. Wiener:
Zeitschr. f. physiol. Chemie. 70. 10 (1910); 72. 459 (1911); 77. 86 (1912).
?) Vgl. hierzu Nakayama: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 41. 348 (1904). — Carlo
Foà: Areh. di Fisiol. 4. 98 (1906). — P. A. Levene und F. Medigreceanu: The Journ.
of biol. Chem. 9. 375 (1911).
$) Früher sprach man von einer Nuklease. Es hat sich jedoch gezeigt, daü
mehrere Fermente am Abbau der Nukleinsäuren zu ihren Bausteinen beteiligt sind.
Für diese Fermente ist der Name Nukleinase vorgeschlagen worden. Er scheint uns
deshalb nicht ganz zweckmäßig, weil ohne Zweifel noch Fermente aufgefunden werden
dürften, die das Nuklein spalten. Diesen käme dann nach der gebräuchlichen Nomen-
klatur der Name Nukleinasen zu.