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(8 IV. Vorlesung.
Algen. Kines der interessantesten Beispiele einer Symbiose dieser Art
bilden die Flechten?), die bekanntlich aus Pilzen und Algen bestehen.
Wenn wir im folgenden von den Leistungen der Pflanzen sprechen, sind
immer diejenigen pflanzlichen Organismen gemeint, die Chlorophyll besitzen.
Wir wissen schon seit längerer Zeit, daß die Pflanze imstande
ist, mittelst des Blattfarbstoffes und des Sonnenlichtes aus
Kohlensäure und Wasser organische. Substanz aufzubauen.
Schon frühzeitig erkannte man im Pflanzenorganismus ein Wesen, das
eine grofe Fülle der kompliziertesten Synthesen auszuführen imstande
ist. Es sei nur darauf hingewiesen, daf all die ungezühlten, nur zum
Teil schon bekannten Verbindungen organischer Natur, die in den ver-
schiedenartigsten Pflanzen sich finden, aus einfachsten Stoffen durch
Synthesen zum Teil sicher kompliziertester Natur entstanden sind. Man
glaubte zunächst, daß nur Lebewesen und von diesen wiederum nur die
Pflanzen Synthesen ausführen könnten, bis es Wöhler?) im Jahre 1828
glückte, isozyansaures Ammonium in Harnstoff überzuführen. Bald folgten
ungezählte Synthesen. Jeder Tag bringt neue, synthetisch im Laboratorium
gewonnene Verbindungen. Der Chemiker schreckt vor keinen Schwierig-
keiten zurück und tritt in mancher Beziehung mit der Pflanze in Wett-
bewerb. Mancher Farbstoff und auch schon einige Alkaloide werden im
Laboratorium rationeller gewonnen, als es durch Anbau jener Pflanzen
möglich ist, die die gleichen Produkte bilden. Auf diese Weise sind schon
wiederholt große Länderstrecken, die dem Anbau bestimmter Pflanzen
dienten, zur Gewinnung von Nahrungsmitteln, wie Kartoffeln, Getreide usw.,
frei geworden. Es sei z. B. an die Gewinnung des Krappfarbstoffes,
des Alizarins (1, 2-Dioxyathrachinon) durch Graebe und Liebermann
(1868) erinnert. Dieser schöne Farbstoff wurde früher ausschließlich durch
Anbau von Rubia tinctoria gewonnen. Diese Pflanze bildet ein Glukosid,
die Ruberythrinsäure, das bei der Spaltung neben Glukose Alizarin
liefert. 3)
Der tierische Organismus vermag, soweit unsere Kennt-
nisse reichen, aus Kohlensäure und Wasser keine organische
Substanz zu bilden. Dadurch unterscheidet er sich scharf vom Pflanzen-
organismus. Zum Aufbau organischer Substanz braucht er organische
Grundstoffe, wenigstens gilt dies für die höher organisierten Tiere. Dicse
Feststellung führt zu dem Schlusse, daß der tierische Organismus
unmittelbar auf das Pflanzenreich angewiesen ist. Ohne die
grundlegende synthetische Arbeit der Pflanzenwelt ist. ein Leben tierischer
Zellen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, undenkbar. Das Tier übernimmt
aus der Pflanzenwelt bestimmte Grundstoffe. Der Pflanzenfresser, auch
Herbivore genannt, stellt die Beziehungen zur Pflanzenwelt gemeinsam
mit dem Omnivoren, dem Allesfresser, direkt her, indem von diesen
Tieren Pflanzen mit ihrem Inhalt als Nahrung aufgenommen werden. Der
Fleischfresser, der Carnivore, unterhält nur indirekte. Beziehungen
zum Pflanzenreich. Er verspeist Tiere, die ihrerseits direkt oder indirekt
*) Schwendener: Nägelis Beiträge z. wiss. Bot. H. 2, 3 u. 4. Leipzig 1860—68. —
Vgl. auch de Bary: Die Erscheinungen der Symbiose. Straßburg. Karl J. Fischer (1879).
— O. Hertwig: Die Symbiose oder das Genossenschaftsleben im Tierreich. Jena (1883).
?) Wóhler: Poggendorfs Annalen. 3. 177 (1825); 12. 253 (1828).
3) Vgl. hierzu S. 71.