128 II. Vorlesung.
Bevor wir auf die Bedeutung der Diffusion und der Osmose und
insbesondere auch des osmotischen Druckes für den Haushalt der Zelle,
der Gewebe und des Organismus eingehen, wollen wir kurz feststellen,
welche Folgen sich aus der Gleichstellung des Verhaltens der
gelösten Stoffe und der Gase ergeben. Es müssen alle Gas-
gesetze auf die ersteren N RO sein. Am bedeutungsvollsten
ist für uns das Gesetz von Avogadro (1811). Es lautet für Gase: Es
enthalten sämtliche Gase unter t RN Bedingungen der Tem-
peratur und des Druckes in der Volumeneinheit die gleiche
Anzahl Moleküle. Es verhalten sich somit die unter gleichen äußeren,
Bedingungen gemessenen Dichten der Gase wie ihre Molekulargewichte
Man kann das Gesetz auch, wie folgt, fassen: Ein Grammoleküt (= ein
Molekül in Grammen ausgedrückt) jedes Gases übt, bei 0 Grad
auf ein Volumen von 225 1 gebraeht, einen Druek von einer
Atmosphäre = 760 m Quecksilber aus. Auf gelöste Stoffe über-
tragen, ergibt sich das folgende Gesetz. Gleiehe Volumina der ver-
schiedensten Lös sungen enthalten bei gleicher Temperatur und
gleiehem (osmotische m) Druck die gleiche Anzahl von Mole-
külen. Ihre Anzahl entspricht genau jener, die in dem gleichen Volumen
eines Gases bei der gleichen Temperatur und dem gleichen Druck ent-
halten ist. Wird ein Grammolekül irgend eines Stoffes in Wasser zu 22-34 /
gelöst, dann übt er bei O Grad einen Druck von einer Atmosphäre aus.
Wir werden bald erfahren, daf Ausnahmen von diesem Gesetze
vorkommen, sofern es in der obigen Fassung verwendet wird. Arrhenius
hat ihr Zustandekommen aufgeklärt. Wir haben bereits gefunden, daß
das Mariotte -Boylesche Gesetz auch für gelöste Stoffe gilt, denn es
ergab sich aus den Versuchen von Pfeffer, daß der osmotische Druck
proportional der Konzentration der Lösung steigt. Für Gase
lautet das Gesetz in der allgemeinen Form: Druck und Volumen
eines Gases sind bei konstanter Temperatur einander umge-
kehrt proportional. Je kleiner das Volumen eines Gases ist, um so grôber
ist sein Druck. Konzentrieren wir eine Lösung, dann können wir uns vor-
stellen, daß wir einer gegebenen Anzahl von Teilchen einen kleineren
Raum zur Verfügung stellen.
Endlich müssen wir noch des Daltonschen Gesetzes gedenken. Es
ist für die Verfolgung des Gasaustausches in Zellen und Geweben und
vor allem auch in Kompliziert gebauten Organismen und endlich ganz
allgemein für das Verständnis des Austausches von gelösten Stoffen von
fundamentaler Bedeutung. Es besagt, daß der Gesamtdruck, den ein
Gemisch von Gasen auf die Wände des Gefäßes ausübt, in dem
es eingeschlossen ist, gleich der Summe der Drucke ist, die von
jedem einzelnen Gase ausgeübt werden, d.h. wenn wir z. B. ein
Gemisch von drei Gasen in einem Litergefäß eingeschlossen hätten, dann
würde der vorhandene Druck der gleiche sein, wie wenn jedes einzelne
Ebenda. 40. 194 (1908). — H. V. Morse, B. Mears und B. F. Lovelace: Ebenda. 40. 266
(1908). — H. N. Morse und H. V. Morse: Ebenda. 39. 607 (1908). — H. N. Morse und
W. H. Holland: Ebenda. 41. 92 (1909). — H. N. Morse, W. " Holland, J. c W. Frazer
und m Mears: Ebenda. 45. 91 (1911). — H. N. Morse, W. res KE. G. Zies und
C. Myers: Ebenda. 45. 383 (1911). — H. N. Morse, M Holland, e G. Zies,
C. > Myers, W. W. Clark und E. E. Gill: Ebenda. 45. 564 (1911).
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