286 XVL. Vorlesung
Kenntnis von durch Fermente bedingte Reaktionen Bedeutung hat. noch
besonders hervorgehoben, daß ohne Zweifel die ersteren nicht einheitlicher
Natur sind. Es ist z. B. durchaus nicht gesagt, daß für das Wesen einer
Katalyse die Bildung einer Zwischenverbindung maßgebend sein muß. Es
ist lange Zeit hindurch der Fehler begangen w orden, "einzelne feststehende
Beol jachtungen an bestimmten Fällen zu verallgemeinern.
Wenn wir die eben gewonnenen Erfahrungen auf die Wirkung der
Fermente übertragen wollen n, dann stoßen wir “zunächst ‚unmittelbar auf
die folgenden Schwierigkeiten. Wir haben betont, daß die Fermente
spezifisch wirken. Wir werden gleich erfahren, daß die Spezifität eine
äußerst fein eingestellte sein kann, oder aber sie bezieht sich nur auf
Verbindungen von entsprechendem Bau. Es unterliegt keinem Zweifel; daß
zwischen dem Ferment und dem zu verändernden Substrat enge
Beziehungen irgend welcher Art bestehen müssen. Nun haben
wir gesehen, daß die Katalysatoren in den bei weitem meisten Füllen eine
so fein eingestellte Wirkung vermissen lassen. Das würde keineswegs
hindern, die Fermente den Katalysatoren in ihrer Wirkungsart an die
Seite zu stellen, wenn nicht bekannt wire, daß die Sens der Fer-
mente sich sogar auf die Konfiguration einzelner Verbindungen bezieht
Wir haben bei der Besprechung der Bausteine der einzelnen Nahrung
stoffe gesehen, daß sie fast durchwegs. optisch aktiv sind. Das heißt, sie
enthalten mindestens ein asymmetrisches Kohlenstoffatom. Wir wissen, daf
in der Natur z. B. nur rechtsdrehendes Alanin vorkommt. Die Zellen ver-
fügen über Fermente, die diese Form des Alanins abzubauen vermögen
l-Alanin dagegen wird von manchen Zellarten nicht angegriffen. Geht
man. von inaktivem Alanin, d. h. von der dl-Verbindung aus, dann erhült
man — wir KOREA auf diese wichtige Beobachtung bald noch ausführ-
licher zurück — bei der Einwirkung von Hefezellen auf den Razemkórper
optiseh-aktives Alanin. Es ist l- Alanin entstanden. Die d-Form ist abge-
baut worden und der l-Anteil übrig geblieben. Wir nennen eine solche
Spaltung eine asymmetrische. Die Fermente kónnen auch Syn-
thesen ausführen. Auch dabei entstehen optisch-aktive Pro-
dukte, d.h. aueh die Fermentsynthese verlüuft asymmetriseh
Lange Zeit bildete die Tatsache, daß die Fermente ‚so außerordentlich
spezifische Wirkungen entfalten können, eine scharfe Grenze zwischen
Ferment- und Katalys satorenwirkung. Man verglich or die erstere mit
letzterer und betonte die nahe Über einstimmung beider. Man nahm jedoch
bei der Fermentwirkung noch einen Vorgang bes nderer Art an.
Weiterhin macht die fol gende Beo bachtung der völligen Identifizie-
rung der Fermentwirkung mit der Wirkung der Katalysator en Sehwierig-
keiten. Die Definition der Katalysatoren, wie sie von Ostwald aufgestellt
worden ist, bringt zum Ausdruck, daß sie die Geschwindigkeit von
im Gange befindli chen Reaktionen zeitlich uen fins ssen, ohne
jedoch das zu erreichende GI OT CAT des Vorganges zu ver-
ändern. In keinem Falle sollen die Katalysatoren eine Reaktion
auslösen. Überträgt man diese Anschauung auf die Wirkung der Fer-
mente, dann müßten wir uns vorstellen, daß: alle Substrate, die. im Orga-
nismus von Fermenten verändert wer den, im Augenblick des Eingreifens
dieser Stoffe bereits im Begriffe sind, in eine andere Verbindung überzu-
gehen. Das Ferment w ürde die so wie so vor sich gehende und bereits
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