Full text: Die anorganischen Nahrungstoffe. Die Bedeutung des physikalischen Zustandes der Zell- und Gewebsinhaltsstoffe für ihre Funktionen. Die Fermente, ihr Wesen, ihre Wirkung und ihre Bedeutung. Probleme des Gesamtstoff- und -kraftwechsels. Stoff- und Kraftwechsel einzelner Organe und Zellen (2. Teil)

       
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
    
     
  
   
   
    
IN 
Fermente 203 
fassen 1), zeigen kónnen, dab der als Emulsin bezeichnete Fermentkomplex aus 
einer ganzen Reihe einzelner Fermentarten bestehen mu. , Emulsin* zer- 
legt zwar Amygdalin, Prunasin, Laktose, Raffinose und 9-Methyl-d-glukosid. 
jedoch zeigte sieh keine Übereinstimmung im zeitlichen quantitativen Ver- 
lauf der Spaltung, dagegen lief) sich bei der Einwirkung von , Emulsin* 
auf Phenylglukosid, Salizin und Helizin eine volle Übereinstimmung der 
Wirkung erweisen. 9-Methyl- und 8-Phenylglukosidase sind bestimmt ver- 
schiedene Fermentarten. Das letztere Ferment ist höchst wahrscheinlich 
mit Helizinase und Salizinase identisch. 
Ganz entsprechende Beobachtungen hat Æ. Fischer auch bei den 
Polysacehariden gemacht. Auch von diesen sind nicht alle vergärbar. 
Es wird auch hier das verschiedene Verhalten unzweifelhaft. auf Unter- 
sehiede in der Konfiguration zurückzuführen sein.?) 
Ein besonders reichhaltiges Material zur Untersuchung der Abhängig- 
keit der Fermentwirkung von der Struktur und Konfiguration der einzelnen 
Verbindungen liefern die verschiedenartigen Polypeptide. Sie enthalten, 
wie wir bereits gesehen haben, die einfachsten Bausteine der Proteine in 
mannigfachen Kombinationen süureanhydridartig verknipft.?) Die Zahl der 
auf diese Weise darstellbaren Ketten ist eine unübersehbar große. Die 
Kombinationsmógliehkeiten. dureh Verwendung verschiedener Aminosäuren 
und Anwendung derselben in verschiedener Reihenfolge werden durch den 
Umstand. daß alle bisher bekannten Spaltprodukte des Eiweißes, mit Aus- 
nahme des Glykokolls, mindestens ein asymmetrisches Kohlenstoffatom 
enthalten. bei Verwendung von razemischen Aminosäuren noch weiterhin 
vervielfacht. 
Es war von großem Interesse, das. Verhalten der synthetischen 
Polypeptide gegeniiber den verschiedenartigen, auf Eiweiß und seine Ab- 
kömmlinge eingestellten Fermenten zu verfolgen, um festzustellen, ob auch 
hier so feine Unterschiede in der Fermentwirkung zutage treten, wie sie 
bei den auf Kohlehydrate einwirkenden beobachtet worden sind. In der 
Tat zeigen die synthetisch gewonnenen Polypeptide je nach ihrer Art 
dem Pankreassaft gegenüber ein sehr verschiedenes Verhalten, wie dies 
die folgende Tabelle) zeigt : 
Dureh Pankreassaft 
hydrolysierbar: nicht hydrolysierbar: 
*Alanyl-glyzin. 
*Alanyl-alanin 
*Alanylleuzin A. 
*Leuzyl-isoserin A. 
Glyzyl-l-tyrosin. 
| Glyzyl-alanin 
| Glyzyl-glyzin. 
Alanyl-leuzin 
| 
| 
v 
j 
Leuzyl-alanin. 
Leuzyl-glyzin. 
2 
1) Vgl. hierzu R. Wallstätter und R. Kuhn: Ebenda. 115. 180 (1921). R. Wil- 
státter und. W. Steibelt: Z. f. physiol. Chemie. 115. 199 (1921). 
?) Vgl. auch die Beobachtungen über die Wirkung verschiedener Hefefermente 
auf Polysaecharide durch Anusch Kalanthar: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 26. 89 (1898) 
3) Vel. Teil I, S. 854 ff. 
*) Emil Fischer und Emil Abderhalden : Zeitschr. f. physiol. Chemie. 46. 52 (1905) 
Vgl. auch: Sitzungsbericht d. Kgl. preuBischen Akad. d. Wissensch. 10 (1905) und 
die ersten Beobachtungen in dieser Richtung von Emil Fischer und 
Berichte d. Deutschen Chem. Gesellsch. 36. 3592 (1903) und ebenda. 37. 3103 (1904). 
Peter Bergell: 
  
  
  
  
  
  
  
  
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