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Fermente. 295
Kombinationen der vier optisch-aktiven Aminosäuren. Der eine Razem-
körper ist d-Alanyl-d-leuzin + l-Alanyl-l-leuzin (B), der andere: d-Alanyl-
l-leuzin 4 l-Alanyl-d-leuzin (A). Beide Razemkórper zeigen nun gegen-
über dem Pankreassaft ein ganz versehiedenes Verhalten. Der eine bleibt
unangegriffen, wührend der andere gespalten wird. Da nun, wie eine Reihe
von Versuchen ergeben hat, der Pankreassaft nur Verbindungen zwischen
den in der Natur vorkommenden Aminosäuren löst und in den Proteinen
d-Alanin und l-Leuzin enthalten sind, so ist der Schluß berechtigt, daß
der spaltbare Razemkörper die Verbindung d-Alanyll-leuzin enthalten muf
Alle anderen Kombinationen von Alanin und Leuzin sind dem Fermente
unzugünglieh. Die erwühnte Verbindung von d-Alanin mit l-Leuzin ist nun
im Razemkórper A enthalten. Bei seiner Hydrolyse bleibt die Kombination
l-Alanyl-d-leuzin übrig. Das ist aueh der Grund, weshalb die Lósung des
Razemkürpers A, die natürlich optisch inaktiv ist, nach Zusatz des Pan-
kreasfermentes in kurzer Zeit optisch aktiv wird, während die Lösung
des Razemkörpers B dauernd inaktiv bleibt. Diese Beobachtungen sind
von großer Bedeutung. Sie geben uns ein Mittel an die Hand, die Kon-
figuration der synthetiseh gewonnenen Polypeptide direkt zu bestimmen.")
Dab in der Tat der Pankreassaft nur Polypeptide spaltet,
an deren Aufbau die in der Natur vorkommenden optisch-aktiven
Aminosäuren beteiligt sind, zeigt die folgende Übersicht?):
Hydrolysierbar: Nicht hydrolysierbar:
d-Alanyl-d-alanin. d-Alanyl-l-alanin.
d-Alanyl-l-leuzin. I-Alanyl-d-alanin.
1-Leuzyl-l-leuzin. |-Alanyl-l-alanin.
1-Leuzyl-d-glutaminsäure. |-Leuzyl-d-leuzin.
d-Leuzyl-l-leuzin.
In den Rahmen dieser Studien gehórt auch die von O. Warburg ?)
vemaehte Beobachtung, daß der Ester des razemischen Leuzins
durch Pankreassaft asymmetrisch verseift wird. Es ist unbestimmt,
welehes Ferment diese Spaltung herbeiführt.
Mit all diesen Beobachtungen stehen die bereits erwühnten 4) Tat-
sachen. daß der tierische Organismus bei Verabreichung gewisser
Razemkörper auch nur die eine Hälfte verwendet und den einen
optischen Antipoden unverändert ausscheidet, in engstem Zu-
sammenhange. Diese Befunde lassen die Übereinstimmung zwischen den
geformten und ungeformten Fermenten, die schon durch die Tatsache, daß
die Isolierung sogenannter organisierter Fermente gelingt, einander sehr
nahe ‚gebracht sind, noch viel vollständiger erscheinen. Sie berechtigen
uns. alle Fermente von einem gemeinsamen Gesichtspunkte aus
zu betrachten.
Der Umstand,
Vermutung nahe, daß sie selbst auch
daß Fermente asymmetrisch wirken, legt die
asymmetrisch gebaut sind. Das Fer-
15 Vgl. hierzu S. 294.
2) Emil Fischer und Emil Abderhalden : Zeitschr. f. physiol. Chemie. 51. 264. (1907).
3) Otto Warburg: Berichte der Deutschen Chem. Gesellsch. 38. 187 (1905). —
Vgl. hierzu auch H. D. Dakin: Proceedings of the Chem. Soc. 19. 161 (1903) und
Journal of. Physiol. 32. 199 (1905).
4) Vgl. Teil I. Vorlesung XX VIII, S. 568.