Vorlesung XVII.
Fermente.
Asymmetrische Wirkungen von Katalysatoren der unbelebten Natur.
Reversible Fermentreaktionen. Quantitative Verfolgung der Ferment-
wirkung. Stoffe, die die Fermentwirkung beeinflussen; Aktivatoren,
Kofermente. Die Herkunft der Fermente.
Wir sind bei der Analyse der Wirkung der Katalysatoren und der
Fermente immer mehr zu der Überzeugung gekommen, daß beide Arten
von Stoffen in ihrer Wirkung Analogien zeigen. Es fragt sich nun
nur noch, ob der streng spezifischen Wirkung der Fermente sich Erfah-
rungen mit Katalysatoren der unbelebten Natur an die Seite stellen lassen.
Vor allem ist es von der größten Bedeutung, zu erforschen, ob Katalysa-
toren der unbelebten Natur asymmetrische Wirkungen entfalten kön-
nen. Es ist das große Verdienst von Bredig, durch unermüdliche For-
schung auf diesem Gebiet eine Brücke von der unbelebten Natur zur
belebten. geschlagen zu haben.
Es sei vorausgeschickt, daß Fermente auch Synthesen bewirken
können. Eine solche haben wir bereits Teil I, S. 90 ff. kennen gelernt. Das
Ferment Emulsin vereinigt Blausäure und Benzaldehyd zu rechts-
drehendem Mandelsäurenitril.!) Daraus erhält man durch Verseifung
linksdrehende Mandelsäure. Blausäure und Benzaldehyd sind beide
inaktiv. Sie besitzen kein asymmetrisches Kohlenstoffatom. Das Endprodukt
der unter Vermittlung des Emulsins bewirkten Synthese ist optisch aktiv.
Es ist nun gelungen, das Emulsin durch einen Katalysator der
unbelebten Natur zu ersetzen, nämlich durch Alkaloide.?) Wurde
Chinin verwendet, dann bildete sich aus Blausäure und Benzaldehyd
rechtsdrehendes Zyanhydrin. Chinidin führte zu der linksdrehen-
den Form. Durch Verseifung der gebildeten Zyanhydrine konnten die
entsprechenden optisch aktiven Man delsäuren gewonnen werden.
Versuche mit Blausäure und anderen Aldehyden, wie Zitronellal, iso-
Valeraldehyd, p-Tolylaldehyd und o-Chlorbenzaldehyd, ergaben bei Gegen-
wart von Emulsin gleichfalls optisch-aktive Verbindungen.?)
*) L. Rosenthaler ; Biochem. Zeitschr. 14. 238 (1908).
2) G. Bredig und P. S. Fiske: Biochem. Zeitschr. 45. 7 (1912): Vgl, auch die Lite-
ratür Seite 91.
3) L. Rosenthaler: Fermentforschung. 5. 384 (1922).
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