Full text: Die anorganischen Nahrungstoffe. Die Bedeutung des physikalischen Zustandes der Zell- und Gewebsinhaltsstoffe für ihre Funktionen. Die Fermente, ihr Wesen, ihre Wirkung und ihre Bedeutung. Probleme des Gesamtstoff- und -kraftwechsels. Stoff- und Kraftwechsel einzelner Organe und Zellen (2. Teil)

  
      
   
  
  
       
    
      
    
  
  
  
  
  
  
  
306 XVII. Vorlesung. 
Hill!, dem wir die erste Beobaehtung einer Synthese durch Fermente 
verdanken, für Maltose gehalten. Es stellte sich jedoch bei genauerer 
Untersuchung heraus, daß ein Gemisch vorlag.?) Neben wenig Maltose 
fand sich ein bisher in der Natur nicht aufgefundenes Disaccharid, die 
Isomaltose. Diese Verbindung wird durch Emulsin in ihre Anteile, 
nämlich zwei Traubenzuckermoleküle, zerlegt. Es schien somit nach dem 
Ausfall dieses Versuches, daß spaltendes und synthetisierendes Ferment 
verschieden sind. Die Maltase vereinigt zwei Glukosemoleküle unter Wasser- 
austritt zu Isomaltose. Das Emulsin zerlegt diese wieder unter Wasser- 
. aufnahme in die Komponenten. 3) 
Bei der Einwirkung von Emulsin auf eine konzentrierte Trauben- 
zuckerlösung entsteht gleichfalls ein Disaccharid, nämlich Maltose, also 
wiederum ein Disaccharid, das von dem es bildenden Ferment nicht wieder 
gespalten werden kann. Dagegen wird die Maltose, wie schon erwähnt, 
durch Maltase unter Wasseraufnahme in zwei Moleküle Traubenzucker 
zerlegt. 
Bevor wir auf die Erörterung dieser Versuche eingehen, sei folgen- 
des vorausgeschiekt. Die Glukose kommt, wie schon Teil I, Seite 67 
und dieser Band, Seite 291, erwähnt, in optisch isomeren Formen vor. 
Sie sind durch ein verschieden hohes Drehungsvermögen ausgezeichnet. 
Man hat das Vorkommen der beiden folgenden Formen durch Formeln 
der folgenden Art zu versinnbildlichen versucht: 
H —C—0H HOCH 
^. 
H—C-OR M. HOH 
| 0. | 
Halll, pte HO—C—H 
| 
| 
  
  
| 
Let 
H—C H—C 
| | 
H—C—OH H—C—OH 
| | 
CH, OH CH, OH 
x-d-Glukose 8-d-Glukose 
Man bezeichnet beide Formen mit « und £. In der trockenen 
Glukose überwiegt die «-Form.. Wird Traubenzucker in Wasser gelöst, 
dann dreht die Lösung am Anfang entsprechend der stärkeren Drehung 
der x-Glukose höher als nach einiger Zeit. Die Abnahme des ursprüng- 
lichen Drehungsvermögens erklärt sich durch das vermehrte Auftreten von 
9-Glukose. Kristallisiert man Glukose aus Alkohol, dann erhält man nur 
die «-Form. Wird Glukose in salzsaurem Methylalkohol gelöst, so ent- 
') A. Croft Hill: Journ. of the chem. Soc. 73. 634 (1898); Proceed. of the chem 
Soc. 17. 184 (1901). 
?) O. Emmerling: Ber. d. Deutschen chem. Gesellsch. 34. 600, 2206 (1901). 
?) E. F. Armstrong : Proceed. of the Royal Soc. (B.) 76. 592 (1905); Journ. of 
the Chem. Soc. 83. 1305. (1903). 
       
   
    
    
    
    
   
  
     
    
  
  
  
	        
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