Fermente. 313
Vorgang. Immerhin ist das vorliegende Material noch nicht sehr groß.
Von entscheidender Bedeutung für das ganze Problem der Umkehrbarkeit
von Fermentvorgängen wird es sein, wenn die Möglichkeit geschaffen sein
wird, mit „reinen“ Fermenten bzw. Fermentkomplexen die bereits vor-
liegenden Beobachtungen. nachzuprüfen.
Wir müssen nun noch einer Reihe wichtiger Beobachtungen auf dem
Gebiete der Fermentforschung gedenken. An zahlreichen Beispielen ist fest-
gestellt, daß sie von den Zellen nicht im aktiven Zustande ab-
gegeben werden. Vielmehr bedarf es eines zweiten Stoffes, um das ge-
bildete Produkt in den aktiven Zustand zu verwandeln. Man hat die unwirk-
samen Stoffe, aus denen die Fermente hervorgehen, Vorstufen der Fermente
oder aueh Zymogene genannt. Das Agens, das die Aktivierung bewirkt,
ist als Aktivator bzw. Kinase bezeichnet worden. Wir haben wiederholt
von solehen Vorgüngen gesprochen. Es sei an die Aktivierung des Pepsin-
und Labfermentzymogens durch Salzsüure bzw. dureh H-Ionen, an diejenige
des Lipasezymogens dureh Gallensüuren und an die Umwandlung des
Trypsinzymogens in das aktive Trypsin dureh die Enterokinase bzw. Ca-
Ion erinnert. Die erwähnten Beobachtungen vermögen uns keinen Einblick
in das Wesen der Aktivierung zu geben. Hat man sich eine chemische
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Umwandlung bei der Überführung von Fermentvorstufe in die aktive
Form vorzustellen, oder handelt es sich um die Schaffung von Bedingungen,
die den Fermentteilchen einen bestimmten physikalischen Zustand ermög-
lichen oder wird gar nur ein Begleitstoff — der Vermittler — in seinen
Eigenschaften beeinflußt? Alle diese Möglichkeiten werden sich dann
prüfen lassen, wenn man reine Fermente zur Verfügung haben wird. Wil-
stütter*) macht darauf aufmerksam, daf die einzelnen Fermentarten sich
in bezug auf ihre Abhängigkeit von physikalischen und chemischen Eigen-
schaften scharf unterscheiden. Die Saccharase z. B. zeigt eine bestimmte
Abhängigkeit vom physikalischen Zustand, sofern ihre Wirksamkeit in
Frage kommt. Der Verlust der Kolloidnatur bewirkt auch Aufhören der
Wirkung, dagegen bestimmt der kolloide Zustand nicht, wie die Saccharase
wirkt. Bei der Pankreaslipase ist die Wirkung ganz und gar von dem
Zustand des kolloiden Systems, in das sie eingebettet ist, abhängig. Die
Lipase ist in. Wasser und Glyzerin löslich und in letzterem sehr lange
haltbar. Sie braucht zu ihrer Wirkung ein kolloides System ganz be-
stimmter Art. Die Aktivierung des sogenannten Lipasezymogens scheint
darauf zu beruhen, daf) nieht eine Vorstufe verwandelt wird, vielmehr
werden dureh den sogenannten Aktivator offenbar Bedingungen geschaffen,
die zur Bildung eines kolloiden Systems führen, das in seinen Eigen-
schaften — Verteilung usw. so beschaffen ist, daß Substrat und Fer-
mentteilehen adsorbiert werden können. Es läßt sich naeh den Beob-
achtungen Willstitters für die Lipase aus Pankreas durch Zusatz einer
bestimmten Menge Albumin und Kalziumehlorid eine so starke Aktivierung
herbeiführen, daß die natürlichen Aktivatoren — die Gallensáuren —
keine weitere Steigerung der Wirkung mehr erzielen. Für die Amylase
schafft das Chlorion, für das Trypsin das Kalziumion die für die Wirkung
der genannten Fermente erforderlichen Bedingungen. Interessant ist, daß
die Lipase der Pflanzensamen in Wasser unlóslieh ist. Sie bedarf keiner
1) Richard Willstätter: Ber. d. D. Chem. Gesellsch. 55. 3607 ff. (1922).
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