Full text: Die anorganischen Nahrungstoffe. Die Bedeutung des physikalischen Zustandes der Zell- und Gewebsinhaltsstoffe für ihre Funktionen. Die Fermente, ihr Wesen, ihre Wirkung und ihre Bedeutung. Probleme des Gesamtstoff- und -kraftwechsels. Stoff- und Kraftwechsel einzelner Organe und Zellen (2. Teil)

   
  
   
Fiir das Zelleben unentbebrliche Nahrungsstoffe unbekannter Natur.” 405 
diese Möglichkeit klar erkannt und auf die große Bedeutung von in Spuren 
wirksamen, für den Zellstoffwechsel unentbehrlichen Nahrungsstoffen hinge- 
wiesen zu haben. Ferner haben F. G. Hopkins und Stepp auf Grund 
wichtiger Versuche auf eine große Lücke in der Kenntnis der lebensnot- 
wendigen Nahrungsstoffe hingewiesen. Es kamen noch Einwände. Die 
Beobachtung, daß bestimmte Aminosäuren, wie z. B. Tryptophan, Zystin, 
Lysin, Arginin, Histidin usw. von entscheidender Bedeutung für den 
Zellstoffwechsel sind, eröffnete die Möglichkeit, daß ein ungenügender 
Gehalt der Nahrung an diesen Stoffen die Ursache von Folgeerscheinungen 
sein könnte. Es blieb auch die Möglichkeit, daß es rasch gelingen könnte, 
dieser rätselhaften Stoffe habhaft zu werden, und das um so mehr, als sich 
herausstellte, daß sie dialysierbar und daher wohl einfacherer Struktur sind. 
Alle Bemühungen, den einen oder anderen noch unbekannten Nah- 
rungsstoff aufzuklären, blieben leider bis jetzt erfolglos.!) Es gelang, einzelne 
davon so anzureichern, daß Spuren der isolierten Produkte genügten, um 
bestimmte Wirkungen zu entfalten. Von einem bestimmten Punkt der 
Reinigung an trat die Gefahr der mehr oder weniger vollständigen Inakti- 
vierung auf. Entweder gehört zur Erzielung einer bestimmten Wirkung 
eine Mehrzahl von Stoffen, oder es handelt sich um Produkte, die sehr 
leicht veränderbar sind. Sobald man einen dieser Nahrungsstoffe in seiner 
Struktur klar erkannt haben wird, wird ohne Zweifel “manches Rätsel 
seine Lösung finden! 
Wir wollen gleich vorweg nehmen, daß das Vorkommen von bis 
jetzt unbekannten Nahrungsstoffen auf verschiedenen Wegen entdeckt 
worden ist. F. G. Hopkins fand, daß junge Ratten, die mit Kaseino- 
gen, Stärke, Rohrzucker, Spock und Mineralstoffen ernährt. 
wurden, aufhörten zu wachsen.?) Das Körpergewicht der Tiere nahm 
ab und schließlich trat der Tod ein. Wurde der Nahrung etwas Milch 
zugesetzt, so erfolgte wieder Wachstum. Ihre Menge war so gering, daß 
sie weder als Bau- noeh als Energiematerial eine Rolle spielen konnte. 
In der Folge konnte gezeigt werden, daß es noch viele Produkte gibt, 
die in gleieher Weise wirksam sind.?) Man kann bei einer aus reinen 
1) Man dachte an Een der Reihe der Betaine, an Purin-, Pyrimidin- 
und an Pyridinderivate. Vgl. u. a. Casimir Funk: J. of physiol. 48. 395 (1911); 46. 
173 (1913). — H. Suzuki, T. pcd und S. Odake: Biochem. Zeitschr. 45. 89 
(1912). — H. Schaumann: Archiv f. Schiffs- u. Tropenhygiene. 16. 349 (1912). — A. C. 
Eustis und L. C. Scott: Biochem. Bull. 3. 466 (1914). — R. R. Williams: J. of biol. 
chem. 25. 437 (1916). — J. C. Drummond und C. Funk: Biochem. Journ. 8. 598 (1914). 
Casimir Funk: Biochem. Bull. b. 1 (1916). — R. R. Williams und A. Seidell: J. biol. 
chem. 26. 431 (1916). — A. Harden de S; S. m Biochem. Journ. 11. 172 (1917). 
— Carl Vógtlin und G. F. White: J. Pharm. Ther. 9. 155 (1916). — A.. Seidell : J. 1. 
biol. Chem. 29. 145 (1917). — D. J. Hushoff und Po +, of physiol. 51. 432 (1917). 
Emil Abderhalden und H. Schaumann: Pflügers nn 172. 1 (1915) — Sugiura 
Kanematsu: J. biol. chem. 86. 191 (1918). — Th. B. Osborne und A. J. Wakeman : 
Ebenda. 40. 383 (1919) —  H. Steenbock und P. W. Boutwell: J. = biol. chem. 42. 
131 (1920). — C. N. Myers und Carl Vigtlin: Ebenda. 42. 199 (1920). — Franz Hof- 
meister: Biochem. Zeitschr. 103. 218 (1920). — Victor E. Levine, E. N. Mc Collum und 
Nina Simmonds: Ebenda. 53. 7 (1922). 
2) Vgl. auch F. G. Hopkins: J. of physiol. 44. 425 (1912); The biochem. J. 14 
721 (1920). 
3) Vgl. auch Th. B. d und Laf. B. Mendel (z. T. mit Edna D. Ferry und 
Alfred J. Wakeman zusammen): J. of biol. Chem. 15. 311 (1913); 16. 422 (1913); 17 
401 (1914); 18. 95 (1914); 20. 379 (1915); 23. 439 (1916); 34. 537 (1918). 
  
  
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