Full text: Die anorganischen Nahrungstoffe. Die Bedeutung des physikalischen Zustandes der Zell- und Gewebsinhaltsstoffe für ihre Funktionen. Die Fermente, ihr Wesen, ihre Wirkung und ihre Bedeutung. Probleme des Gesamtstoff- und -kraftwechsels. Stoff- und Kraftwechsel einzelner Organe und Zellen (2. Teil)

   
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Für das Zelleben unentbehrliche Nahrungsstoffe unbekannter Natur. 415 
das Tier zugrunde. Wird die Hefe einige Zeit auf 100—120? erwürmt, 
dann büft sie ihren günstigen Einfluó ein, und zwar insbesondere den- 
jenigen auf die Krämpfe. !) 
In diesem Zusammenhange sei erwähnt, daß es zuweilen gelingt, 
die Krämpfe bei „Reistauben“ durch intramuskuläre Zufuhr von Hist- 
amin?) und Tyramin?) zu bekümpfen. Der Erfolg der Eingabe dieser 
Amine läßt sich dem mit Auszügen aus Hefe und Kleie erzielten keineswegs 
an die Seite stellen. Interessanter Weise beeinflussen die erwühnten Amine 
den Abfall des Kórpergewichtes nicht. Es gelingt ferner , Reistauben^ mittels 
gereinigtem Kasein dureh Wochen hindurch annühernd im Kórpergleiehgewieht 
zu halten. Das Auftreten von Krampferseheinungen wird verzogert, jedoch 
nicht verhindert.#) Auch aus Hefe lassen sieh Bestandteile (Proteinarten) 
Abb. 21. 
  
abtrennen, die den Gewichtssturz verhindern, jedoch nicht Krämpfe be- 
seitigen bzw. ihr Auftreten ausschließen. Es spricht alles dafür, daß in 
der Hefe und der Kleie mehrere Stoffwechselregulatoren zugegen sind: 
Stoffe, die den Bestand der Zellen erhalten — Erhaltungsstoffe, und 
solche, die, wie wir gleich erfahren werden, in bestimmter Weise Oxydo- 
Reduktionsvorgünge beeinflussen — Atmungstoffe. Vielleicht gehoren zu 
den ersteren bekannte Aminosäuren. 
Es galt nun, der tieferen Ursache der ganzen Erscheinungen nach- 
zuspüren. Man dachte zunächst an eine Entzündung bzw. allgemeiner an 
eine Veränderung peripherer und eventuell zentraler Nerven. Man sprach 
von einer Polyneuritis. Nun ist uns jedoch keine solche Krankheit be- 
kannt, bei der durch bestimmte Stoffe fast augenblicklich Heilung zu er- 
zielen ist! Wohl können sekundär Veränderungen im Nerven sich aus- 
bilden, primär hat jedoch die alimentäre Dystrophie nichts mit einer 
Nervendegeneration zu tun. Die weitere Forschung knüpfte an die Beob- 
achtung an, daß die Körpertemperatur im Anschluß an die Ernährung 
1) Emal Abderbalden: Pflügers Archiv. 193. 329 (1921); 195. 432 (1922). 
?) Vgl. Teil I, S. 438, 527. 
3) Vgl. Teil 1, S. 438, 527. 
*) Emil Abderhalden: Pflügers Archiv. 198. (1928). — Vgl. auch L. Boyenval : 
Arch. internat. de pharmacodyn. et de thér. 26. 359 (1922). — W. Lipschitz: Zeitschr 
f. physiol. Chem. 124. 191 (1923). 
  
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