Die anorganischen Nahrungsstoffe. 9
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Bei der Erwähnung der im tierischen Organismus aufgefundenen
Elemente gedachten wir des Mangans.!) Ferner hoben wir hervor, daß
Fluor und Silizium immer anzutreffen sind und vielleicht auch das
Arsen zu den regelmäßigen Bestandteilen mancher Zellarten gehört.
Sicherlich nehmen wir diese Elemente zum Teil bestándig mit der Nah-
rung auf. Bestimmte Angaben über die Art ihres Vorkommens, den Ort
ihrer Resorption und ihre Ausscheidungswege künnen wir nicht machen.
Fs sei an dieser Stelle auch des Schwefels gedacht.?) Er wird teils in
organischer Bindung und teils in Form von Schwefelsäure aufgenommen.
Diese findet sich zum Teil auch mit organischen Bausteinen vereinigt. Es
sei z. B. an. die Sulfatide erinnert?) Wir kennen bis jetzt nur einen
Baustein der Proteine, der Schwefel gebunden enthält, nämlich das Z ystein
bzw. Zystin. Der Schwefel ist in dieser Aminosäure in Form einer Thio-
gruppe zugegen. Aus dieser Aminosäure geht zum Teil Taurin hervor, zum
Teil wird die Thiogruppe abgespalten und oxydiert. Es entsteht zum größten
Teil Schwefelsäure, die in Form von Sulfaten bzw. als SO,-Ion im Harn
enthalten ist: Zum Teil ist sie auch in Form von Atherschwefelsäuren *)
in diesem zugegen, zum Teil sind noch andere Oxydationsstufen des
Schwefels vorhanden. Endlich ist ein Teil dieses Elementes auch in ver-
schiedener Menge in nicht oxydiertem Zustand im Harn enthalten. Es ist
noch auffallend wenig über andere Bindungsarten des Schwefels bekannt,
obschon manche Beobachtungen dafür sprechen, daß in verschiedenen
EiweiDarten aufer dem Zystin noch andere schwefelhaltige Verbindungen
vorhanden sind. Erwähnt sei, daf manche Schnecken in Drüsen, die mit
dem Anfangsdarm in Verbindung stehen, Schwefelsàure bereiten und sie
in freier Form nach auflen abgeben.?)
Besonderes Interesse ist dem Jod und Chlor entgegengebracht
worden. Das erstere wurde zuerst in der Schilddrüse*) entdeckt, und
zwar findet es sich in dieser hauptsächlich in organischer Bindung. Ein
jodhaltiges Produkt aus der Schilddrüse ist das sog. Jodothyrin. Seine
Natur ist bis jetzt nach keiner Richtung ganz klargelegt worden. Es ist
bestimmt nicht einheitlich. Wir wissen auch nicht, ob es als solches in
der Schilddrüse vorgebildet vorhanden ist, oder ob es ein durch die Methoden
seiner Gewinnung sekundär verändertes Produkt darstellt. Etwas besser
sind wir über jodhaltige Fiweibkôrper der Schilddrüse unterrichtet.") Sie
1) Vgl. über Resorption und Ausscheidung: J. Cahn: Archiv f. exper. Path. u.
Pharmak. 18. 129 (1884). — .E. Harnack und F. Schreiber: Ebenda. 46. 372 (1901).
?) Vgl. über den Gehalt einiger Organe verschiedener "Tierarten an Schwefel:
Alexander Rivolta: These. Fribourg 1912.
2j Vgl. Teil I, S. 951.
5) Val Teil I, S.:5183, 591.
5) Vgl. Troschel: Poggendorffs Ann. 93. 614 (1854); Journ. f. prakt. Chem. 63.
170 (1854). — S. de Lucca und P. Panceri: Compt. rend. 65. 577, 712 0867) —
Fr. N. Schulz: Zeitschr. f. allgem. Physiol. 5». 206 (1905).
€) E. Baumann: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 21. 319 (1895/1896). — E. Baumann
und E. Roos: Ebenda. 21. 481 (1895/1896). — E. Baumann: Ebenda. 22. 1 (1896/1897).
— E. Roos: Ebenda. 22. 16 (1896/1897); 25. 1 u. 142 (1898). — Ad. Oswald : Ebenda.
93. 965 (1897). — T. B. Aldrich: Amer. Journ. of physiol. 31. 125 (1912). — N. H. Martin:
Pharmazeut. Journ. [4]. 37. 126 (1913). — Frederic Fenger: Journ. of biol. Chem. 11.
489 (1912); 12. 55 (1912); 14. 397 (1913). — Atherton Seidell und Frederic Fenger :
Ebenda. 13. 517 (1913).
7) Vgl. auch F. Blum und R. Griitzner: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 91. 400,
450 (1914).
Abderhalden, Physiologische Chemie. II. Teil, 5. Aufl. 4